Mittelalter Wiki
Mittelalter Wiki
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
(Eine dazwischenliegende Version desselben Benutzers wird nicht angezeigt)
Zeile 53: Zeile 53:
 
 
 
<references/>
 
<references/>
[[Kategorie:Metallgefäße des Hochmittelalters]]
 
[[Kategorie:Archäologischer Fund (Bayern)]]
 
 
[[Kategorie:Schale]]
 
[[Kategorie:Schale]]
 
[[Kategorie:Gerät (13. Jh.)]]
 
[[Kategorie:Gerät (13. Jh.)]]
  +
[[Kategorie:Archäologischer Fund (Würzburg)‎]]
 
[[Kategorie:Archäologischer Fund (Bayern)]]

Version vom 20. September 2019, 07:41 Uhr

Das bronzene Taufbecken im Würzburger Dom wurde im Jahre 1297 von einem Meister Eckart aus Worms angefertigt. Es ist eine der wenigen größeren Metallarbeiten, welche sich aus der frühen Periode der Gotik erhalten haben.

Beschreibung

Das bronzene Taufbecken im Würzburger Dom ist ein kunsthistorisch bedeutendes Gusswerk von 65 cm Höhe und 82 cm Durchmesser. Es ist auch dadurch von Interesse, dass nicht allein die Zeit der Entstehung, sondern auch der Meister des Werks aus den darauf befindlichen Inschriften hervorgehen.

Das Taufbecken ist mit acht Darstellungen aus dem Leben Christi geschmückt, welche jedesmal zwischen Strebepfeilern, unter gotischen Doppelbögen angebracht sind. Die architektonischen Ornamente, von gedrungener Form mit rundbogigen Fensteröffnungen an den Strebepfeilern und noch wenig ausgebildeten Blätterknospen, zeigen die Entwicklungsperiode des frühen gotischen Baustils.

Die Figuren, kurze und schwere Gestalten, stehen hinsichtlich der Größe mitunter außer allem Verhältniss zu einander. Es ist zwar ein Streben nach Individualisierung und nach Weichheit der Formen sichtbar; indessen ist dies nur an einzelnen Köpfen einigermaßen gelungen.

Das Ganze Becken besteht aus den einzelnen Gussstücken der bildlichen Darstellungen, der Strebepfeiler und der Spitzbogen, welche durch Nieten miteinander verbunden sind und durch den oberen Rand mit dem Becken, welches abermals ein besonderes Stück bildet, sowie durch den Rand des Fußes zusammengehalten werden. Der Guss ist durchgängig stark ziseliert, die Haare und sonstige feinere Teile, wie die Blumenverzierungen auf den Gewändern von Christus und der Maria, auf dem Kreuz und auf den Spitzbogen, sind teils graviert, teils gepunzt.

Inschriften

Auf dem oben vorspringenden Rand befindet sich folgende gravierte Inschrift in neugothischer Majuskel: † ANNO. INCARNACIONIS. MCC O LXXIX. REGNANTE. RODOLFO. REGE. RVMANORVM. ANNO. REGNI. SVI. SEXTO. ET. BERTHOLDO. DICTO. DE. STERRENBERG. EPO. ECCLESIE. ISTIVS. ANNO. PONTIFICAT9. SVI. QVINTO. PROOVRANTE. WALTHERO. PLEBANO. CAPELLANO. EIVSDEM. COMPLETVM.

Der hier als Stifter genannte Dompfarrer Walther, welcher noch im Jahr 1285 lebte, erscheint auch als ein ausgezeichneter Schönschreiber, wie ein im Besitze des historischen Vereins zu Würzburg befindliches Gebetbuch zeigt. [1] Die Reihenfolge der acht Darstellungen, von der Rechten zur Linken laufend, ist folgende:

  • 1) Die Verkündigung. Der Engel Gabriel hält ein Schriftband mit der Inschrift: Ave maria gratia plena und die Maria ein gleiches mit: Ecce ancilla tua. Abweichend von den gewöhnlichen Darstellungen, wird Maria von der Taube auf den Kopf gepick. Zwischen beiden Figuren befindet sich ein Bäumchen.
  • 2) Die Geburt Christi. Maria mit einem Schleier und reich verzierten Armbändern geschmückt, liegt unter einer faltigen, mit Blumen gestickten Decke und liebkost das in der Krippe, zwischen Ochs und Esel liegende Kind. Rechts Joseph, auf seinen Stab gestützt und mit dem im Mittelalter gebräuchlichen spitzen Judenhut bedeckt, hält einen Apfel in der Hand, als Anspielung auf die Erbsünde. Über der Krippe ein Stern und der zunehmende Mond. Das Postament, worauf Joseph sitzt, trägt folgendes Lobgedicht auf die Maria: Ave vite via, Virgo mater pia, Exemplum honorum, Mater miserorum, Adjutris beata, Rosa Deo grota, Aura peccatores, Anfer […] ores.
  • 3) Die Taufe im Jordan. Christus, von Johannes getauft, steht bis an den Unterleib im Fluss, dessen Wellen wie steifes faltiges Zeug erscheinen. Eine aus den Wolken hervorragende Hand hält ein Schriftband: Hic est filius meus. Rechts ein kleiner geflügelter Engel, auf einem Stein stehend, worauf sich der Name des Bronzegießers, Meisters Eckhard aus Worms, in folgender Weise befindet: † XPI.P. MAN9. MAGISTRI. ECKHARDI. DE. WORMh. (Wormatia?)
  • 4) Christus am Kreuz. Neben dem Kreuz Maria und Johannes. Oben ein weinender Engel und gegenüber ein Dämon. Die Krone Christi besteht nicht aus Dornenzweigen, sondern ist wie eine Sendelbinde gewunden. Die Füße, welche beide schon mit einem Nagel angeheftet sind, ruhen auf einem Stehbrettchen (Suppedaneum).
  • 5) Die Auferstehung. Christus mit der Siegesfahne in der Hand steigt segnend aus dem Grabe. Neben ihm zwei Figuren. Rechts der Pleban Walther im Talar, mit einem Schriftband: t Hoc opus alme dei presul Kiliane peregi. Alf dessen Schulter: † Waltherus plebanus herbip. Eckhard in einem weiten Gewand, mit dem Schriftband: f Eckhardus nomen, mihi pax sit deprecor amen.
  • 6) Die Himmelfahrt. Man sieht nur noch die Füße des emporgestiegenen Heilandes und die Abdrücke derselben in einem untenliegenden Stein, worauf die Inschrift: f Ascendo ad patrem meum et pater deus meus. Auf beiden Seiten die Apostel, worunter blos Petrus und Paulus durch ihre Attribute kenntlich sind. Oben zwei Engel mit Schriftbändern: f Hic Ihs qui assutus est und f Viri galilaee qui aspicitis.
  • 7) Die Ausgießung des hl. Geistes. Die Taube ist nicht, wie sonst, sichtbar.
  • 8) Das jüngste Gericht. Hier blos durch Christus, Maria, Johannes, zwei größere Engel mit Marterwerkzeugen und zwei kleinere mit Posaunen dargestellt. Die oben angebrachten Schriftbänder enthalten die Inschriften: Venite benedicti p. m und ite maledicti in ig: et.

In früherer Zeit stand dieses Taufbecken in der Mitte des Doms und wurde erst im Jahre 1687 an seine jetzige Stelle, am letzten Pfeiler des linken Seitenschiffs versetzt. Nach einer auf dem Werk blos leicht eingeritzten Inschrift, wurde dasselbe im Jahr 1740 restauriert. Worin diese Restauration bestanden hat, ist nicht ersichtlich.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Dasselbe, f. gv. octav, enthält die Schlussschrift: Anno domini millesimo ducentesimo LXXX" quinto completus est liber iste in feste bte Katharine virginis, a dno Walthero plebano majoris ecclie herbipt. Quicunq9 ipsius habuit (habuerit) oret pro eo.