Tierdarstellungen aller Art sind in Europa seit den frühesten Anfängen der Kultur üblich gewesen. Alle Tiere, die dem Menschen wichtig waren, wurden figürlich dargestellt, von den ältesten Bildern der Renntier- und Mammutzeit an auf Höhlenwänden und Werkzeugen, dann auf glatten Flächen von Felsen (s.a. Felsenbilder), später auf Reliefs jeder Art und in jedem Material.
Germanischer Tierstil[]
Die Tierornamentik kam bei den germanischen Völkern in größerem Umfang während der Völkerwanderungszeit auf, und entstammt derselben Wurzel, wie der Beginn der Ausgestaltung von bronzezeitlichen Spiralmustern zu Vögeln. In Nordeuropa waren es besonders Bären, Hirsche, Pferde, Eber, Stiere und Hunde, und im weiteren Vögel (Adler, Falken, Tauben) und Fische.
Auch die nordischen Bronzefibeln sind öfters in Gestalt von Tieren gebildet (Falken, Fische) oder enden häufig, in einem stilisierten Tierkopf (s. Tierfibel). Wo die Germanen figürliche Ornamentik aufnahmen, verschmolzen sie es gern mit anderen Motiven, wie es noch bis in die deutsche und holländische Renaissance hinein (15./16. Jh.) geschah. So wurden Band-Enden zu Armen und Beinen, Knoten zu Köpfen mit Augen usw.
Schon die altnordische, vielverschlungene Tierornamentik ist aus der Darstellung und Stilisierung einfacher vierfüßiger Tiere, meist mit einem rückwärts gerichteten Kopf entstanden, aus der sich zuletzt fast ein unenträtselbares Labyrinth von durcheinandergeflochtenen, schlangenartigen Körpern entwickelte; vielleicht ist sogar der Ursprung der nordischen Flechtbandverzierungen hier zu suchen.
Technik und Stilentwicklung[]
Die große Masse der Gegenstände, welche die nordische Tierornamentik mit ihren ganz einfachen, reizvollen Verschlingungen aufweisen, darunter Fibeln aller Art, Armspangen, Schwertknäufe, Beschläge, Zierscheiben usw. war nicht aus Gold oder Silber, sondern aus Bronze hergestellt.
Die Technik ist dem Kerbschnitt entlehnt, der, auf Holz und Knochen in heimischer Kunstweise schon seit Jahrhunderten gepflegt, etwa zu Beginn des 5. Jhds. möglicherweise unter dem Einfluss der so dekorierten Bronzeschnallen der römischen Legionäre, auf das Metall übertragen wurde. Das Modell wurde dabei zumeist in Holz geschnitzt und über einen Wachsabdruck, das gewünschte Motiv, das beim Gießen ausgeschmolzen wurde, dann die Gussform hergestellt.
Auf den britischen Inseln, zumal in Mittelengland, dort besonders in der Buchmalerei der irischen Mönche erlebte die Tierornamentik nordgermanischen Typs eine hohe Blüte. Im südlicheren Mitteleuropa dagegen kam sie nicht zu voller Entwicklung, da hier die antiken Traditionen noch zu stark blieben und in der Völkerwanderungszeit die Kunst von Byzanz und der alten Griechenstädte am Schwarzen Meer fortgesetzt einen mächtigen Einfluss übte. [1]
Funde[]
Da die nordischen Länder von den Umbrüchen der Völkerwanderungszeit größtenteils unberührt blieben, erfreute sich die dortige Goldschmiedekunst in diesen Jahrhunderten einer stetigen Entwicklung. So gelangte im Verein mit dem Erzguss insbesondere die Tierornamentik zu höchst eigenartiger Ausbildung.
Kunststile der Wikingerzeit[]
Während der Wikingerzeit (ca. 800-1066) entwickelten sich in Skandinavien als Nachfolger des germanischen Tierstils mehrere eigenständige Stilrichtungen. Dazu gehören:

Kunststile der Wikingerzeit
- Vendelstil (Vendelzeit, 550-800 n. Chr.)
- Oseberg-Stil (Broa-Stil) (Ende 8. Jh. – Mitte 9. Jh.)
- Berdal-Stil (ca. 800 - 850)
- Borre-Stil (Mitte 9. Jh. – Mitte 10. Jh.)
- Jellinge-Stil (Anfang 10. Jh. – ca. 975)
- Mammen-Stil (Mitte 10. Jh. – Anfang 11. Jh.)
- Ringerike-Stil (Anfang 11. Jh. – zweite Hälfte 11. Jh.)
- Urnes-Stil (Ende 11. Jh. – Anfang 12. Jh.) [2]
Quellen[]
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. III, S. 373 ff. (Ornamentik, §. 25). Bd. IV, S. 327.
- Salin, Bernhard. Altgermanische Tierornamentik (Internet Archive). Stockholm : K.L. Beckmans büchdruckerei, in Kommission bei A. Asher, Berlin, 1904.
Einzelnachweise[]
- ↑ Hoops. RdgA. aaO. Bd. II, S. 267 f. (Goldschmiedekunst, § 17 f.)
- ↑ Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Germanischer_Tierstil#Weitere_Stilrichtungen