Kelchförmige Tongeräte bzw. Tontrommeln gehören der steinzeitlichen Gruppe des sog. Bernburger Typus oder Latdorfer Typus an. Diese Tontrommeln in Kelchform haben keinen Boden und sind außen ornamentiert. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich besonders auf die Kreise Wolmirstedt, Kalbe a. S., den Mansfelder Seekreis, den Saalekreis und die Kreise Merseburg sowie Langensalza, wo sie in Hügel- und Steinkammergräbern vorkommen. Die bekanntesten Fundorte sind Ebendorf, Kr. Wolmirstedt, Kalbe a. S., Husarenberg bei Hohenthurm und Opperschöner Mark im Saalkreise, Schkopau, Kr. Merseburg, und Hornsömmern, Kr. Langensalza.
Beschreibung[]
Diese Geräte wurden von Ed. Krause unter Beibringung zahlreicher ethnologischer Parallelen aus Asien, Afrika und Amerika für Trommeln erklärt, wofür besonders auch die den einen Rand umziehenden Zapfenansätze sprechen, welche für Ausspannung einer tönenden Membran sehr geeignet erscheinen. Man kann vielleicht auch den noch heute in Deutschland und anderwärts vorkommenden sog. Rummelpott zum Vergleich heranziehen, der bei den volkstümlichen Umzügen der Mittwinter- und Frühlingszeit eine Rolle spielt.
Der Philologe und Professor der deutschen Archäologie Gustaf Kossinna (1858-1931) wies auf eine Parallelerscheinung in der ukrainischen sog. Tripolje-Kultur der Dniepergegend hin. Dort treten ebenso trommelartige, meist zu zweien verkuppelte Tongeräte auf, zusammen mit bemalten Tongefäßen und rohen tönernen Frauenidolen und Tierfiguren. Die bemalten Gefäße dieser steinzeitlichen Kulturgruppe sind mit Spiralmustern und seltsamen Menschen und Tiergestalten verziert.
Die Gräber enthalten Leichenbrand und nur selten Skelette. Nicht nur die Form der Gefäße, sondern auch einzelne Zierweisen dieser Gruppe, wie Zahnrad und Malteserkreuz, finden sich übereinstimmend im Bernburger oder Latdorfer Stil. Auch kommt mit den besten Gefäßen der Tripoljekultur Kupfer vor, entsprechend der jung-neolithischen Stellung des Bernburg-Latdorfer Stils. Ob von dem einen Gebiet zum anderen und in welcher Richtung eine Beeinflussung stattgefunden hat, darüber ist Sicheres nicht zu sagen.
Vielleicht war hier bereits der von Oscar Montelius (1843-1921) belegte bronzezeitliche südliche Handelsweg von Bedeutung, der über die Balkanhalbinsel oder die Küsten des Adriatischen Meeres entlang bis in die österreichisch-ungarischen Donauländer und von da auf den deutschen Flüssen, besonders der Moldau und Elbe, bis zur Ost- und Nordsee führte.
Quellen[]
- Die megalithischen Gräber (Steinkammergräber) Deutschlands (Google Books). Eduard Krause, O. Schötensack. Asher, 1893. In Zeitschrift für Ethnographie (1893), 165, Tafel XIII.
- Die Chronologie Der Ältesten Bronzezeit In Norddeutschland und Skandinavien (Google Books). Oscar Montelius, 1923. Neuauflage Verlag Nabu Press, 2011. ISBN 1247748103, ISBN 9781247748108. Im Archiv für Anthrop. 26, 465.
- Der Ursprung der Urfinnen und der Urindogermanen und ihre Ausbreitung nach dem Osten (Google Books). Vortrag gehalten am 18. Juli 1908. Gustaf Kossinna. Curt Kabitzsch, 1909. Mannus I, 237.
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 3. Johannes Hoops, 1918-1919. S. 24. Art. von Dr. Karl Brunner, Assistent bei der Sammlung für deutsche Volkskunde, Berlin.