Der Turnierspeer war ein mittelalterlicher Wurfspeer. Er hatte einen Griff, ähnlich dem römischen Pilum, war oben und unten spitz und verdickte sich unmittelbar an der Stelle, wo dieser Griff angebracht war.
Beschreibung[]
Der Speer diente selbst in Turnierfußzweikämpfen als beiderseitige Waffe, wie der Hans Burgkmair'sche Holzschnitt Nr. 112, im „Weißkunig” (16. Jh.) es feststellt. Turnierspeere waren üblicherweise 15 Fuß (5 m) lang und hatten über dem Handgriff (der dem römischen Pilum ähnelte) meist eine Stoß- oder Brechscheibe (franz. rondelle).
Ihre Erscheinung geht ins 13. Jh. zurück, also in eine Zeit, wo die Turniere schon regelrecht nach bestimmten Satzungen abgehalten wurden. Jedoch wurden sie bald auch im Kriege benutzt. Besonders in Frankreich gab es vier Arten (s.a. Turnierlanze):
- Gebrochene Speere (lances brisées), die halbeingesägt, beim Stoße leicht am Ende knickten;
- Hohle Speere (lances creuses) die ebenso leicht zerbrachen;
- Dumpfe Speere (lances courtoises oder gracieuses, auch lances mornées und frettées genannt), deren Eisen statt der Spitze eine frette oder morne genannte Art Ring hatte,
- Todeskampfspeere (lances à outrance oder lances émou-lées), wo das Eisen gefährlich spitz war. Die Spitzen dieser Speere besaß 3 Spitzen und war ca. 14 cm lang.
Die Beschläge der „Dumpfen Speere” (lances courtoises) wurden, wenn sie nicht ringförmig waren, rocs oder auch rochets genannt und hatten bis zum Ende des 14. Jhs., wo das Maschenpanzerhemd meist ohne Platte und Brustplatte noch überwiegend war, zwei stumpfe hakenförmige Umlagen, bis zum Ende des 15. Jhs. aber drei oder vier kurze stumpfe Spitzen.
Auf den deutschen Turnieren, welche üblicherweise ernstlicher abliefen, gab es Turnierspeere, deren Dicke oft 15 cm überstieg (z.B. in der Ambraser Sammlung). Im Jahre 1605 wurden diese Speere unter der Regierung Heinrichs IV. in Frankreich abgeschafft.
Quellen[]
- Demmin, Augustec. Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwickelungen von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Internet Archive). Leipzig : P. Friesehahn, 1893. Classic Reprint: Forgotten Books (31. Oktober 2018). ISBN 0365623105. S. 774 f.