Mittelalter Wiki
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Die Unziale ist eine Schriftart, die sich im 4. Jh. aus einer Variante der Majuskelschrift (wahrscheinlich der Kapitalkursive) entwickelte.

Beschreibung[]

Um die Wende des 3. und 4. Jhs. wurden die Kapitalschriften (darunter auch die Kapitalkursive) für literarische Zwecke zu den Rundformen der Unziale umgestaltet, die sich dem Papyrus und Pergament viel besser anpasste. Diese blieb als Buchschrift für das 5. bis 8. Jhd. vorherrschend.

  • lateinische Unziale (4.- 8. Jh.)
  • gotische Unziale (4. Jh.)
  • griechische Unziale (4.- 15. Jh.) [1]

Unzialkursive[]

  • Unzialkursive (ab spätes 4. Jh.), jüngere Kursive, Minuskelkursive
Unzialkursive RdgA Bd1, Taf.025, Abb.03

Jüngere Kursive (Unzialkursive) auf Papyrus (4. Jh.) [2]

Gleichzeitig zweigte sich von der Unziale auch eine teilweise veränderte Kursive ab, die jüngere oder Unzialkursive ab. [3]

Die wesentlichen Grundsätze der Kursive sind: Vereinfachung der Buchstabenformen und, wenn möglich, Verbindung der Buchstaben miteinander, zum Teil um den Preis starker Umformung der Buchstaben, die diese Verbindung eingehen.

So entstand eine Schrift, die dem Bedürfnis raschen Schreibens viel besser genügte als die Kapitale und Unziale, an Deutlichkeit aber meist viel zu wünschen übrig ließ. Wie fast jede Kursive alter und neuer Zeit trägt sie den Charakter einer Schrägschrift.

Die Unzialkursive durchbrach mehr und mehr auch den Grundsatz von der gleichen Höhe der Buchstaben und so treten die Oberlängen von b d h l, die Unterlängen von g p q deutlich hervor. Damit bereite sich der Übergang von der Majuskel- zur Minuskelschrift (vom 2-Linien- zum 4-Linienschema) vor und aus diesem Grund bezeichnete man diese Kursive früher auch als Minuskelkursive.

In dieser Schrift wurden vor allen die Urkunden ausgefertigt, bei denen man im ganzen Frühmittelalter auf Schönheit der Schrift oder Gefälligkeit der Ausfertigung keinen Wert legte. Auf literarisches Gebiet griff sie allerdings nur als die Schriftart der Briefe über, während eigentliche literarische Texte nur in ganz seltenen Ausnahmefällen in reiner Kursive überliefert sind.

Halbunziale[]

  • Halbunziale (5. bis 8. Jh.)

Daneben bildeten sich auch Misch- und Übergangsformen heraus, die sich wieder auf zwei Grundformen zurückführen lassen. Eine davon ist die Halbunziale. Sie bwahrt den Grundcharakter der Unziale, macht aber Zugeständnisse an die Kursive durch den Übergang zum 4-Linienschema, Vereinfachung und Umformung einzelner Buchstaben, sowie durch die Übernahme vereinzelter Buchstabenverbindungen.

Kursiv-Minuskel[]

  • Kursiv-Minuskel, Halbkursive

Eine andere Mischform behielt das kursive Alphabet bei, strebte aber nach größerer Regelmäßigkeit und Deutlichkeit, unter Umständen auch nach kalligraphischer Ausbildung im Sinne der Buchschrift. Der deutsche Anglist und Mediävist Dr. Johannes Hoops (1865-1949) schlug dafür die Bezeichnung „Kursiv-Minuskel" vor. [4]

Durch diese Misch- und Übergangsformen (Halbunziale, Halbkursive) kam zwar Vielfältigkeit in die Schrift, aber auch ein unstetes Tasten, das sich im 8. Jhd. zu einem Ringen nach einer neuen einheitlichen Schriftart verdichtete. Eines der besten Beispiele dafür ist der berühmte Codex Lucensis des Liber Pontificalis [5]. Diese entstand in der... → Karolingischen Minuskel.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Uniziale
  2. Papyrus der National- und Universitätsbibliothek von Straßburg. Erstmalig herausgegeben von Bresslau, Ein lateinischer Empfehlungsbrief, Archiv für Papyrusforschung 3 B.
  3. s.a. Arndt-Tangl, Schrifttafeln zur Lateinischen Paläographie, Text zu Tafel 32 A.
  4. Lateinische Paläographie (Universität Freiburg Schweiz). Franz Steffens. 2. vermehrte Auflage. Trier, 1909. Stichwort: Halbkursive.
  5. Gesta pontificum Romanorum: Liber Pontificalis. Teil 1 (MGH). Hrsg. Theodor Mommsen. Hannover, 1898. Tafel 1.