Urnenfriedhöfe bzw. Urnenfelder sind Urnengräber, die unter flachem Boden meist in großer Zahl beisammen liegen und so ausgedehnte Gräberfelder bilden. Leichter, sandiger Boden und sanft ansteigendes Gelände wurden dazu mit Vorliebe benutzt.
Beschreibung[]
Auf Urnenfeldern liegen die Gräber in geringer Tiefe, zuweilen in Reihen oder durch pflasterartige Steinsetzungen verbunden. Einige Male beobachtete man Brandschichten zwischen den Gräbern, die wahrscheinlich Verbrennungsstätten darstellen.
Die Urnenfriedhöfe Deutschlands zerfallen in zwei räumlich und zum Teil auch zeitlich ziemlich scharf geschiedene Gruppen: Die eine umfasst Schlesien, die Provinzen Posen und Brandenburg bis auf die nördlichsten Landstriche, Königreich und Sachsen bis zur Saale, Elbe und Havel, greift aber auch weit nach Österreich, Ungarn und Polen hinüber.
Besonders durch ihre Keramik, den sog. Lausitzer Typus und die von ihm abgeleiteten Formen, werden diese Urnenfriedhöfe als Hinterlassenschaften eines eigenen Kulturkreises charakterisiert, den man auf Grund kultureller Verwandtschaft am ehesten mit den thrakisch-illyrischen Bewohnern der Donauländer in Beziehung setzen kann (die sog „Karpodaker").
Urnenfelderkultur[]
In Mitteleuropa erscheinen sie zuerst in der dritten Periode der Bronzezeit (Jüngere Bronzezeit, 1.300-800 v. Chr.) in der sog. Urnenfelderzeit Zusammen der Buckelkeramik. In der Folgezeit treten sie ungemein zahlreich auf und verschwinden fast auf einem Schlag mit dem Ausgang der Hallstattkultur (um 500 v. Chr.). Auch nach Norddeutschland und weiterhin nach Dänemark und Südschweden drangen die Urnenfelder als fremde Bestattungsform erst während der Jüngeren Nordischen Bronzezeit (1100-720 v.Chr.) und gelangten erst in der ältesten Eisenzeit zur vollen Herrschaft. Einen Hauptunterschied dieser älteren Urnenfelder gegenüber den gleichzeitigen im Osten Deutschlands bildet das einfache und schmucklose Gepräge der Keramik und die verhältnismäßige Seltenheit der Beigefäße.
Ausklang[]
In der Römischen Kaiserzeit wurden eigentliche Urnenfriedhöfe, d. h. größere Gräberfelder mit ausschließlicher Urnenbestattung, im ostgermanischen Gebiet nur noch selten angetroffen, wogegen sie bei den Westgermanen bis in die Völkerwanderungszeit üblich blieben.
Verwandte Themen[]
Navigation Totenbestattung |
---|
Totenbestattung (Hauptartikel) • Baumsarg • Bautastein • Bestattungsort • Brandgrab • Brandgrubengrab • Dolmen • Einzelgrab • Flachgrab • Flachhügelgrab • Frauengrab • Ganggrab • Grabbeigaben • Gräberfeld • Hügelgrab • Hünenbett • Körpergrab • Krypta • Megalithgrab • Nachbestattung • Reihengrab • Römergrab • Schiffsgrab • Schiffsetzung • Steinkiste • Totengabe • Urne • Urnenfriedhof • Urnengrab |
Totenbestattung (Hauptkategorie) • Urne • Hauswesen • Volksglaube |
Quellen[]
- Beltz, Robert. Die vorgeschichtlichen Altertümer des Grossherzogtums Mecklenburg-Schwerin (Digitalisat BSB). Berlin : Reimer, 1910.
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. IV, S. 378.