Mittelalter Wiki
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Als Vachetteleder (franz. vache = 'Rind') bezeichnet man ein schwach gefettetes großflächiges Leder aus dünnen Häuten von Rindern, welches durch Lohgerbung hergestellt wird. Als Vache wird es ungespalten vorwiegend als Sohlenleder verwendet (s.d. Halbsohlleder). [1]

Beschreibung[]

Vachetten werden besonders als Taschen-, Koffer- und Möbelleder verwendet und ähneln hinsichtlich ihrer Eigenschaften dem Oberleder, da auch sie einen gewissen Grad an Weichheit und Geschmeidigkeit aufweisen. Man nimmt hierzu mittlere und leichtere, narbenreine Rindshäute, und zwar mit Vorliebe große, flache.

Da die fertigen Leder ziemlich dünn sein sollen, werden sie entweder nach dem Haaren entsprechend ausgefalzt oder gespalten. Das Spalten wird entweder an der Blöße (»aus dem Kalke spalten«), an dem halbgaren Leder (»aus den Farben spalten«) oder an dem vollständig garen Leder vorgenommen. Der hierbei als Abfall erhaltene Spalt wird für sich weitergegerbt und zugerichtet; er findet im fertigen Zustande als Futterleder, leichtes Oberleder oder dergleichen Verwendung.

Gerbung[]

Der Gerbprozess wird bei den Vachetten in der Hauptsache in Farben durchgeführt mit einem zusätzlichen Versenk oder einen leichten Satz am Schluss. Das Reinmachen, Stoßen, Schmieren und Trocknen erfolgt wie beim Blankleder. Die Vachetten werden meist nach dem Trocknen entweder geschwärzt oder in einer beliebigen Farbe ausgefärbt (s. Lederfärberei).

Krispeln und Pantoffeln[]

Nach dem Färben und Trocknen werden die Leder, um den Narben mehr hervortreten zu lassen und ihm ein gleichförmig gekörntes Aussehen zu geben und um außerdem das Leder weich, mild und geschmeidig zu machen, mit dem Krispelholz gekrispelt oder mit dem Pantoffelholz pantoffelt (Narbenseite auf Narbenseite).

  • Das Krispelholz besteht aus einer Holzplatte mit kreissegmentförmigem Querschnitt, welche auf der gekrümmten Fläche mit tiefen, parallellaufenden Holzkerben versehen ist; auf der oberen ebenen Seite ist ein Riemen angebracht, an dem das Werkzeug bei seiner Benutzung angefasst wird.
  • Das Pantoffelholz unterscheidet sich von dem Krispelholz nur dadurch, dass an Stelle der Kerben eine starke, glatte Korklage angebracht ist.

Soll das Leder nicht den Naturnarben, sondern einen beliebigen künstlichen Narben erhalten, so wird es vor dem Pantoffeln mit Hilfe von Handrollen, auf welche der Narben eingraviert ist, eingepresst.

Egalisierung[]

Um das Leder zu egalisieren und der Fleischseite ein helles, gleichmäßiges Aussehen zu geben, wird letztere blanchiert. Man verwendet hierzu das Blanchiereisen, mit dessen umgelegten gratförmigen Schneiden die zu dicken und rauhen Stellen durch Wegnahme von dünnen Lederspänen (Blanchierspäne) egalisiert werden. Nach dem Krispeln werden die Leder pantoffelt, und zwar Fleischseite auf Fleischseite (»unter sich ziehen«), wodurch das Leder noch weicher wird und der Narben außerdem die erforderliche Feinheit erlangt. Zuletzt gibt man noch einen Leim- oder Eiweißglanz, indem man auf die Narbenseite eine schwache Leim- oder Eiweißlösung aufträgt und die Oberfläche mit dem Glas glast, d.h. mit einem in einer Holzkette sitzenden, an der Längsseite rund abgeschliffenen Stück Spiegelglas.

Verwandte Themen[]

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Kategorie: Lederverarbeitung (Hauptkategorie)  •  Kategorie: Lederrüstung  •  Kategorie: Handwerk  •  Kategorie: Kleiderstoff

Quellen[]

Einzelnachweise[]

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