Venantius Fortunatus (* um 540; † 600/610) war ein Dichter und Hagiograph der Merowingerzeit und Bischof von Poitiers. [1]
Beschreibung[]
Venantius Fortunatus wurde in Oberitalien geboren und in Ravenna erzogen. Er war ein Zeitgenosse Gregor von Tours und hielt sich später an vielen verschiedenen Orten in Deutschland und Frankreich auf, bis er am Ende des 6. Jhds. Bischof zu Poitiers (episcopus Pictaviensis) wurde).
Auch wenn er als bedeutender Hagiograph der Merowingerzeit gilt, so waren seine Heiligenleben (lat. vitae) vergleichsweise von dürftigem Inhalt. Selbst das Denkmal, das er seiner königlichen Freundin, der hl. Radegunde (um 520-587) setzte [2], fanden schon die Mitlebenden ergänzungsbedürftig. Die Vita des Bischofs Remigius von Reims (ca. 436-533) geht nur fälschlich unter seinem Namen. [3]
Verbreitung der Runen[]
- Siehe Hauptartikel: Herleitung der Runen, Verbreitung der Runen
Venantius Fortunatus legte beiläufig auch ein ausdrückliches Zeugnis vom Gebrauch der Runen bei den Germanen ab, wodurch sich die Herleitung und Verbreitung der Runen auch literarisch belegen lassen. Unter seinen lateinischen Gedichten findet sich auch ein Brief an seinen (unbekannten) Freund Flavus [4], worin er diesen auffordert, ihm entweder lateinisch oder in einer anderen Sprache zu antworten; wenn er nicht lateinisch schreiben wolle, könne er ja z. b. mit „barbarischen Runen" auf Holztafeln oder auf einem glatten Holzstabe schreiben.
Diese „barbarischen Runen“ bezeichnen nach dem Zusammenhang eine Schrift, die nicht nur Venantius, sondern auch Flavus wohlbekannt war. Daher liegt es nahe, dass wir dabei nicht an die fernliegenden nordischen Runen denken dürfen, sondern dass barbara runa als die speziell germanische („barbarische") Schrift in Gegensatz zur lateinischen gestellt wird. Mit der Runenschrift hatte Venantius bei den verschiedenen germanischen Völkern, unter denen er sich aufgehalten hatte, Bekanntschaft gemacht (er könnte sie bereits bei den Goten in Ravenna kennengelernt haben).
Venantius' Aussage zeigt, dass die Runen, wie man sie z. B. auf den Fibeln von Charnay, Nordendorf u.s.w. findet, noch am Ende des 6. Jhds von germanischen („barbarischen") Völkern (besonders den Franken) benutzt wurden, obgleich sie der lateinischen Schrift mehr und mehr wichen. Und er gibt gleichzeitig Aufklärung über das → Schreibmaterial für Runen, indem er sagt, dass die Runenschrift auf Holztafeln oder Holzstäbe eingeritzt wurden, die als Briefe dienten.
Werke[]
- Carmina miscellanea
- De excidio Thoringiae (Klagelied über den Untergang des thüringischen Königshauses)
- De navigio suo (Über seine Schiffsreise)
- De virtutibus Martini Turonensis
- In laudem sanctae Mariae (Marienloblied)
- Quem terra, pontus, aethera (Marienlied)
- Vita sanctae Radegundis (Das Leben der heiligen Radegunde) [1]
Quellen[]
- Wimmer, Ludvig Frands Adalbert. Die Runenschrift (Internet Archive). Berlin: Weidmann, 1839-1920. S. 68 f.
- ↑ 1,0 1,1 Wikipedia: Venantius Fortunatus
- ↑ MGH. SS. rer. Merov. II 358 ff.
- ↑ Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 205 ff.
- ↑ Carminum lib. VII, 18, V. 19 f.