Mittelalter Wiki
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Für die Entwickelung des europäischen Waffenwesens des Hochmittelalters ist keine Periode bedeutungsvoller als jene vom 10. ins 11. Jhd. Der Anstoß hierzu wurde von den Nordmännern gegeben, die schon vom 8. Jhd. an durch die Wikingerzüge der Schrecken Mitteleuropas geworden waren.

Beschreibung[]

Nachdem sich die Normannen 912 in Nordfrankreichs festgesetzt hatten, nahmen sie regen Anteil an der Entwickelung des ritterlichen Wesens. Bald erschienen sie als die ersten Kriegsmeister, die überall, was Kriegsmittel und Führung betraf, als Beispiel angesehen wurden. So bahnten sie im Waffenwesen des Frühmittelalters eine bedeutsame Umbildung an, welche die Grundlage für das ganze spätere Mittelalter bildete; die Elemente dazu hatten sich die Normannen zum Großen Teile bei den orientalischen Völkern geholt.

11. Jahrhundert[]

Auch auf dem berühmten Teppich von Bayeux mit den Darstellungen der Eroberung Englands im Jahre 1066 sehen wir in der Bewaffnung noch orientalischen Einfluss, wenn auch bereits eine deutliche Weiterbildung stattgefunden hat. Um diesen starken Einfluss des Orients auf die Bewaffnung der Normannen zu erklären, braucht man sich z.B. nur an Harald III. Haardraade erinnern, der zehn Jahre (1033-1043) unter fortwährenden Kämpfen mit den Sarazenen in der kaiserlichen Leibwache zu Byzanz diente.

Wir sehen dort zum ersten Mal neben dem antiken Pilum und den langen Reiterspieß. Andererseits hatten Normannen wie Sachsen die großen Schilde und das lange Schwert, die sich beide in der damaligen Kampfweise bewährt hatten, beibehalten. Im schweren Fußvolk erscheinen neben den langen, starken Spießen noch immer, wenn auch geringer an Zahl, die Streitäxte. Die Fernwaffen bestehen aus Bogen und Schleuder, und dienen nur zur Einleitung des Gefechtes. Bei der Reiterei wird der Reiterspieß mit freiem Arm geführt und das Schwert, wie im Orient, erst in dem Augenblick gezogen, wenn der Einbruch in die feindliche Linie erfolgt war.

Das Ende des 11. Jhds. bezeichnet den Beginn der Kreuzzüge, wobei die langen und erbitterten Kriege mit den Seldschukken und Arabern eine aktive Schule für das Heerwesen der abendländischen Völker bildeten. Nicht nur im Hinblick auf die Erfahrungen im Kriegswesen sondern auch in Bezug auf die darauf beruhende Bewaffnung sind die Kreuzzüge hoch bemerkenswert. Die bewegliche orientalische Reiterei handhabte vielerei Waffen, wie z.B. den Reiterspieß, Streitkolben, Beil und Bogen, und die Fußtruppen führten mit der Armbrust eine Fernwaffe, deren Geschosse selbst in den Haubert einzudringen vermochten.

12. Jahrhundert[]

Während der Kreuzzüge übernahmen die Abendländer von den Orientalen das Krummschwert, den leichten Reiterspieß (pennon), den verbesserten Bogen und die Armbrust.

13. Jahrhundert[]

Im 13. Jhd. bestanden die Angriffswaffen im Schwert mit geradkreuziger Parierstange, im Streitkolben, der Streitaxt mit langem oder kurzem Schaft und in den mannshohen Speeren, wo am Ende zuweilen ein kleiner Wimpel flatterte. Schleuder und Bogen waren die Schußwaffen. [1]

Schwert und Dolch wurden genau wie der Topfhelm seit dem 13. Jhd. mittels Ketten am Haubert befestigt, um sie im Schlachtgewühl nicht zu verlieren. Seit dieser Zeit setzte die schwere Reiterei auf ein starkes Schwert mit langer Klinge und auf einen stoßkräftigen Dolch.

Doch insgesamt entwickelte sich im Laufe des Hochmittelalters eine übertrieben schwere Bewaffnung des Einzelnen, was zu einer ungemein schweren Ausrüstung des Reiters führte, die im Orient im argen Missverhältnis mit dem Klima und der Kampfweise des Feindes stand. Wie die Schutzwaffen, so nahmen auch seine Angriffswaffen der Reiter mit der Zeit immer mehr an Gewicht zu; der Reiterspieß wurde im Schaft stärker, das Schwert gewichtiger; ersterer konnte nicht mehr mit frei erhobenem Arm geführt, sondern musste zum Stoß in die Achselhöhle gedrückt werden. Diese Übertreibung nahm ihren Weg bis ans Ende des 13. Jhds.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Demmin, Kriegswaffen. aaO. S. 55-66.
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