Mittelalter Wiki
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Walküren, auch Valkyrjen (anord. Valkyrjur), gehören zu den Sagengestalten bzw. Fabelwesen der nordischen Mythologie.

Beschreibung[]

Valkyrjen sind ursprünglich dämonische marische Wesen (Unholde), welche die Menschen peinigen und ihnen den Tod bringen. Das angelsächsische wælcyrge, anord. valkyrja heißt 'Kämpfertöterin'. Angelsächsische Glossen, in denen nur das Wort begegnet, geben damit bellona, erinnys wieder.

Als marische Wesen leben sie in der nd. Walriderske fort. [1] In der eddischen Dichtung vermischten sie sich dann mit den irdischen Schildmädchen (Schildmaiden), die wie die Einherjer in Walhall fortleben, und traten so in enge Verbindung mit Odin.

Als Mar[]

Ihre Marennatur zeigt die Walküre im altnordischen Volksglauben. Unter den Namen, die sich in Grimnismál (36) für Walküren finden, stehen auch Hlǫkk (Kette) und Herfjǫtur (Heerfessel). Wiederholt begegnet in den Sagas die Wendung herfjǫturr kemr á ehjan, wenn jemand kurz vor seinem Ende - es handelt sich immer um Totschlag - wie gelähmt ist [2]. Das Erscheinen der Walküren kündet Blutvergießen und Tod.

So zeigt ihr Auftreten den großen Kampf zwischen den Göttern und dämonischen Mächten an (Völuspa 30). So wurde in der Víga-Glúms saga (21) der Kampf zu Hrisasteig dem Glúm durch zwei Frauen gekündet, die einen Trog Blut ausgossen. In der Sturlungasaga (I, 220) sah ein Mann vor dem Kampf, den die Isländer mit ihrem Bischof Gudmund hatten, im Traume zwei Frauen, Gunnr und Gǫndull, die Blut durch die Dachluken regnen ließen. In derselben Saga (II 220) sah ein Mädchen vor der Schlacht bei Thvera im Traum ein übermenschliches Weib auf einem grauem Ross und in dunklen Kleidern aus Násheim ('Leichenheim') geritten kommen, das ihm bevorstehenden harten Kampf und Tod der Männer kündete.

Laut der Njáls saga (157) kamen vor der blutigen Schlacht von Clontarf im Jahre 1014 zwölf Walküren geritten und spannten ein Gewebe, an dem Menschenschädel hingen, dessen Schuss und Kette Gedärme waren und zu dessen Herstellung Schwerter als Spulen, Keile als Kamm dienten. Dabei sangen sie das Walkürenlied, in dem sie den großen Kampf prophezeiten. Auf südgermanischem Boden begegnen die Walküren als idisí (vgl. Disen) im ersten Merseburger Zauberspruch und in der Bußordnung des Korrektors Burchardi.

Einfluss der Schildmaiden[]

Valkyrien by Peter Nicolai Arbo, 1869

Die Walküre (P. N. Arbo, 1869)

Unter dem Einfluss der Schildmädchen (skjaldmeyjar) wurden die Walküren in der nordischen Dichtung in eine höhere Sphäre gehoben. Frauen und Mädchen nahmen bei den Germanen von jeher an den Kämpfen teil.

Tacitus [3], Plutarch [4] und andere Geschichtsschreiber wie Jordanis, Cassius Dio oder Saxo Grammaticus berichten, wie sie sich den Gegnern entgegenwarfen, wenn die Reihen der Männer ins Wanken kamen, am Kampf teilnahmen [5], in der berühmten Schlacht von Bråvalla (um 740) sogar die Führerinnen waren Fas. I 379 und Ähnliches.

So trifft man sie in heroischer, übernatürlicher Gestalt als Walküren in der Heldendichtung, besonders in der Helgisage und der von dieser beeinflussten Völsungensage.

Hier erscheinen sie mal einzeln, mal in Scharen zu neun, sind beritten und bewaffnet mit Helm, Schild und Lanze, durchreiten Luft und Meer, und von den Mähnen ihrer Rösser fällt Tau und Hagel auf die Erde. Dem von ihnen erwählten Helden stehen sie im Kampfe bei, wie z.B. Sigrun dem Helgi dem Hundingstöter, Svava dem Helgi Hjǫrvarðsson in der Helgakvidha Hjörvardhssonar), Kara dem Helgi Haddingjaskati in der Fornaldarsögur [6]. Der ursprünglich dämonische Wesenszug lässt sich bei ihnen noch in der Gabe erblicken, sich in Tiergestalt, als Schwan oder Krähe, verwandeln zu können.

Odin[]

Als Totenwählerinnen und Schlachtenjungfrauen wurden die Walküren auch in engen Zusammenhang mit Odin gebracht. Sie sind seine meyjar, drósir u. óskmeyjar ('Wunschmädchen'), die seine Befehle ausführen, die ihm die für Walhalla bestimmten Helden vom Schlachtfeld zuführen und die den Einherjern in Odins Halle bei den Gelagen das Horn reichen. „Göndul und Skögul sandte Odin aus, die Könige zu kiesen, wer aus Yngvis Geschlecht zu Odin kommen und in Walhall sein sollte," beginnt das Lobgedicht des Skalden Eyvind Skaldaspillir auf König Hakon den Guten (um 920-961).

Die Walküren sind auch die Begleiterinnen des Gottes. Als er zum Leichenbrand Baldurs ritt, ritten sie gemäß der Snorra-Edda (I 238) an seiner Seite. Zu diesen Wunschmädchen Odins gehört laut dem Sigrdrífomál auch Sigrdrífa. Im Kampfe des alten Hjálmgunnar mit dem jungen Agnar sollte sie jenem den Sieg verleihen. Doch sie gab ihn Agnar und wurde nun wegen ihres Ungehorsams von Odin mit dem Schlafdorn gestochen und mit der Waberlohe umgeben; in dem todesähnlichen Schlafe blieb sie, bis sie Sigurd nach seinem Ritt durch die Flamme erlöste.

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Strakkerjan, Aberglaube aus Oldenburg. 2. Auflage. Bd. I, S. 463 ff.
  2. Sturlungasaga. I 387; II 47; Island-Sagas. II 104
  3. Tacitus, De origine et situ Germanorum (Germania). Übersetzung "Die Germania des Tacitus". Anton Baumstark: Freiburg 1876. Digitalisat auf Wikisource. Kap. 8.
  4. Plutarch, Vita Marii. Kap. 19, 27
  5. Jordanis, Getica K. 7, 8; Flavius Vopiscus, Vita Aurel. K. 34; Dio Cass. 71, 3; Saxo gram. I 138; 178; 244; 442
  6. Fornaldarsögur. II 374 f.
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