Mittelalter Wiki
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Das Weihrauchfass (lat. Turibulum incensorium, Thuribulum oder auch Thymiaterium) ist ein zweiteiliges Gefäß an einer Kettenkonstruktion, das zur Verbrennung von Weihrauch auf glühender Kohle verwendet wird. Es wird bei kirchlichen Gottesdiensten, z.B. der römisch-katholischen Kirche, eingesetzt. [1]

Beschreibung[]

Das metallene Rauchfass (oder die Räucherpfanne) erscheint bereits im heidnischen und jüdischen Kult als Gefäß, worin Weihrauch verbrannt wurde. Das Rauchfass wurde an Ketten getragen und hin und her geschwungen, um die Tempelräume mit Wohlgerüchen zu erfüllen. Solche bronzene Rauchfässer wurden z.B. in Pompeji gefunden. Andere wurden ohne Ketten an einem Fuß getragen.

Die christliche Kirche übernahm das Rauchfass in ihren Kultus (vgl. Rauchopfer). Im späteren Mittelalter wurden die Rauchfässer gewöhnlich aus Bronze oder Kupfer gefertigt, das meist vergoldet wurde, bisweilen auch aus Silber. Sie hatten die Form von halbkugelförmigen Schalen mit durchbrochenen Deckeln von gleicher Größe.

Hochmittelalter[]

Aus der Zeit um 1050-1120 sind Exemplare in Form eines Palast im Rundbogenstil überliefert, mit vier eckigen und vier runden Erkern. Ähnliche Formen erhielten sich im Randwerk des Bronzegießens teilweise noch lange. [2] Auch in gotischer Zeit (1130-1500) erhielten sie noch bisweilen eine architektonische Form (wie Burg oder Turm) und waren reich mit Figuren und Ornamenten versehen. [3]

Weihrauchgefäß aus Menne[]

Weihrauchgefäß 1240-1300, trachtenkunstwer02hefn Taf.124

Weihrauchgefäß aus Menne, Warburg (1240-1300)

Aus der Zeit um 1240 bis 1300 hat sich ein Weihrauchgefäß aus der Erasmuskapelle zu Menne (Warburg) in Nordrhein-Westfalen erhalten. Es besteht aus vergoldetem Messingguss. Die streng geometrische Grundform dieses Rauchfasses, die sich aus Kreis, Viereck und Dreieck konstruiert, ist reich mit verschlungenen Tier- und Laubornamenten geschmückt.

Der untere Teil des Gefäßes ist dazu bestimmt, die Kohlen aufzunehmen. Hier stehen die Ornamentationen auf flachem Tiefgrund halb erhaben. Der obere Teil des Rauchfasses (Deckel, Helm, Haube) bei seiner Bestimmung, beim Räuchern (incensio) den Weihrauch nach außen steigen zu lassen, ist jedoch reich durchbrochen gearbeitet.

An den vier Ecken des unteren Bechens befinden sich nach oben gerichtete Löwenköpfe, durch deren offene Rachen die vier Ketten des Gefäßes gehen. Der obere Helm des Rauchfasses schließt dachförmig mit vier Giebelfeldern ab. Auf dem Durchkreuzungspunkte dieser Bedachung erhebt sich eine Eidechse, welche die Kette hält, mit welcher der obere Teil des Rauchfasses zum Einlegen des Weihrauches auf- und abgelassen werden kann. Besonders zierlich gestaltet sich der obere Handgriff, an welchem die vier Ketten befestigt sind. Dieses Rauchfass ist, wie alle jener früheren Periode, im Vergleich zu denen der späteren Zeit, sehr klein. [4]

Spätmittelalter[]

Aus der Zeit des Übergangs vom Hoch- zum Spätmittelalter (1250-1500) hat sich ein kleines Rauchfass von einfacher turmartiger Form in Sechseck-Konstruktion des frühgothischen Stils in Augsburg erhalten. Den Übergang des romanischen (950-1250) in den gotischen Stil (1130-1500) zeigt z. B. ein Rauchfass in Form einer Kugel, deren obere Hälfte den Deckel bildet, aus der Sakristei des Mainzer Doms. Die romanischen Ornamente darauf sind graviert und haben durchbrochenen Grund, während das Türmchen die entschiedene gotische Form zeigt.

Waren die Rauchfässer bisher vergleichsweise klein, so kamen im Laufe des 15. Jhs. die großen Rauchfässer auf. [5]

Galerie[]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Weihrauchfass
  2. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. I, S. 34, Tafel 61
  3. Meyers Großes Konversations-Lexikon (auf Zeno.Org). 6. Auflage. Leipzig, 1905–1909. Band 16. S. 628. (Rauchfaß).
  4. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. II, S. 26, Tafel 124
  5. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke. aaO. Bd. II, S. 30, Tafel 133 E