Mittelalter Wiki
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Wenden war seit dem 12. Jh. ein Name für Slawen im deutschsprachigen Raum (Germania Slavica) und bezeichnete neben den slawischen Bewohnern von Gebieten entlang und östlich der Elbe („Elbslawen“) auch Slawen nördlich der Donau, in der Oberpfalz und in Oberfranken sowie in den Ostalpen. [1]

Beschreibung[]

So wie auch für die anderen großen Nachbarvölker besaßen die Germanen auch einen besonderen Namen für die Angehörigen jener Sprachgenossenschaft, die von alters her das rechte Weichselufer besetzt hielt, für die Slawen. Zu beachten ist dabei, dass mit den Venedi bzw. Venethi der ältesten Quellen die gesamten Slawen als Volksstamm gemeint sind. Erst später schränkte sich das Geltungsgebiet des Namens dadurch ein, dass einzelne Teile der Slawen unter besonderen Bezeichnungen hervortreten.

Etymologie[]

In den ältesten Belegen erscheint die Bezeichnung Venedi bei Plinius, ούενεδαι bei Ptolemaeus, Venedi und Venadi auf der Tabula Peutingeriana (12. Jh.), sowie Venethi (Veneti) bei Tacitus und Jordanes. Zur Stammform *Weneða- > *Winiða- stellt sich das ags. Winedas; zu *Weneþa- > *Winiþa- der got. Männername Venetharius, Winitharius = ahd. Winidheri und ahd. Winida.

Der Name der Wenden wurde verschieden gedeutet. Wahrscheinlich ist er eine Ableitung aus dem indogermanischen ven - 'gern haben, lieben, wünschen' und bedeutet 'die Befreundeten, Versippten'; vgl. besonders germ. weni - 'Freund' und ir. fine aus *veniá - 'Verwandtschaft, Familie, Stamm'. Auffallend ist allerdings die Tatsache, dass dieser Name bei den Slawen selbst völlig unbekannt ist.

Definition[]

Der Venedi bzw. Venethi der ältesten Quellen haftete auch später weiter an den altbekannten slawischen Stämmen in der näheren germanischen Nachbarschaft. So heißt es denn von Vindland (Wendenland) in den altnordischen Quellen, es sei vestast naest Danmörk (westlich von Dänemark). Unter den Austrvindr (Ostwenden) in einer Strophe des Skalden Thiodolf Arnorsson aus dem 11. Jh. in Snorris Heimskringla sind dagegen Stämme in russischer Nachbarschaft zu verstehen, und Russland selbst heißt bei den Finnen mit germanischem Namen Venájä (*Venäδä).

In Deutschland blieb die Bezeichnung Wenden für die Reste des polabischen Volkstammes aus dem 11.-12. Jh. und der Ausdruck die Windischen für die Alpenslawen bis in die Moderne in Gebrauch. Im Mittelalter bezeichnete man slawische Ansiedler an der Rednitz und dem oberen Main als Ratenz- und Moin-uuinida, und selbst die slawischen Bewohner Böhmens kommen als Bé(o)uuinida vor. In der mittelhochdeutschen Versnovelle Meier Helmbrecht aus dem 13. Jh. wird dagegen schon, wie noch jetzt, zwischen den Béheim (Tschechen) und den Wint (Slowenen) unterschieden.

Herkunft[]

Vermutlich war Venedi bzw. Venethi (Veneter) einmal der Name einer einzelnen slawischen Völkerschaft in germanischer Nachbarschaft, der durch die Germanen sein Geltungsgebiet auf die Gesamtheit der Slawen ausgedehnte. Diese ursprüngliche Völkerschaft der Venedi wurde wohl schon in vorgeschichtlicher Zeit vernichtet. Dennoch begegnet uns derselbe Name bzw. seine vorgermanische Grundform noch mehrfach in verschiedenen anderen Sprachgebieten.

So sind z.B. die gallischen Veneti ein Küstenvolk in der südlichen Bretagne in der Umgebung der Stadt Vannes, die ihren Namen forterhält. Die Veneti (griech. Ενετοι) an der Adria gelten als Ausläufer der Illyrier; sie waren einst weit in den Ostalpen verbreitet und gaben wahrscheinlich auch dem lacus Venetus, d. h. Bodensee, seinen Namen. Die Veneti an der Nordgrenze Makedoniens neben Dardanern und Triballern gehen wohl auch, und zwar unmittelbar von den Illyriern, aus.

Von den Veneti in Paphlagonien spricht bereits die Ilias im 8. oder 7. Jh.v.Chr. Auch wenn es sich bei Letzteren um eine zufällige Namengleichheit handeln sollte, so kann das jedoch unmöglich die Gesamtheit der Fälle gelten. Das dem Volksnamen zugrunde liegende *venetos ist als Appellativum in keiner indogermanischen Sprache erhalten; es ist darum wenig wahrscheinlich, dass derselbe Name an verschiedenen Stellen selbständig aufgekommen ist. Eher haben wir es mit Trümmern eines altindogermanischen Stammes zu tun, die, früh in weit voneinander abgelegene Gegenden verstreut, sich je nach ihrer Umgebung sprachlich verschieden entwickelten.

Gerade die Wenden und die adriatischen Veneti ließen sich aber noch in anderer Weise vereinigen, nämlich durch die Theorie [2], dass in Mittel- u. Osteuropa ursprünglich Stämme der Illyrier sesshaft waren und ihr Name später auf die Slawen übertragen wurde, die hinter ihnen standen und sie als östliche Nachbarn der Germanen ablösten. Außer auf Fundtatsachen läßt sich die Annahme solcher Nordillyrier auf die Namen der bei Ptolemaeus im östlichen Germanien aufgeführten Ortsnamen illyrischen Gepräges begründen (s.a. Pannonier).

Verbreitungsgebiet[]

Die Sitze der Venedi bzw. Venethi in den ältesten Quellen bei Plinius und Tacitus sind östlich von der mittleren Weichsel zu suchen und decken sich noch mit den slawischen Ursitzen. Im Süden schieben sich dakische Ausläufer und die Bastarnen zwischen sie und das Gebirge; im Norden werden sie durch die Aisten von der Ostsee getrennt. Bei Ptolemaeus in seiner Sarmatia europaea, sind die Namen Ουενεδαι, Γυϑωνες und Φιννοι in falsche Ordnung geraten und die Ουενεδαι dadurch ans Meer gekommen, dem dann der Geograph nach diesen vermeintlichen Anwohnern den Namen Ουενεδιxὁς xὁλπος gibt.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Weblinks[]

Einzelnachweise[]

  1. Wikipedia: Wenden
  2. von Gustaf Kossinna in Mannus. Ausgabe 4, S. 183. 287 ff.) zuerst bestimmt ausgesprochen
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