Dieser Artikel wurde am 25. August 2015 als Spotlight vorgestellt. |
Ein Werwolf ist nach altem, noch heute vielfach verbreitetem Volksglauben der Wolf, in dem die Seele eines Menschen steckt und der besonders grausam unter den Menschen wütet.
Beschreibung[]
Werwolf heißt 'Mannwolf' (ahd. wer = Mann), wie schon Anfang des 13. Jhds. der englische Historiker Gervasius von Tilbury das Wort deutete. [1] In Deutschland finden sich die ältesten schriftlichen Zeugnisse bei Bischof Burchard von Worms (965-1025) und dem Prediger Berthold von Regensburg (1210-1272). [2]
Werwölfe sind meist verwandelte Männer, aber auch Frauen können Werwolfsgestalt annehmen. So begegnet in der Völsunga Saga (Kap. 5) Siggeirs Mutter als Wölfin, die die Brüder der Signy verzehrt. Bei den Schweden am estländischen Gestade und den davor liegenden Inseln lebt der Glaube an die Wolfsfrauen (wargkelng) bis zur Gegenwart [3].
Herkunft und Einflüsse[]
Der Glaube an den Werwolf wurzelt im Seelenglauben, nach dem gewisse Menschen die Eigenschaft haben, zu bestimmten Zeiten die Seele aus ihrem menschlichen Körper gehen und andere Gestalt, besonders Tiergestalt, annehmen zu lassen. Die Verwandlung dabei in einen Wolf ist weit über die Erde verbreitet. Sie findet sich schon bei den Indogermanen, dann bei den Sarmaten, bei den Griechen und Römern (lat. versipelles - 'Pelzänderer') und vor allem bei den Germanen, während bei den slawischen Völkern Osteuropas der Werwolfglaube vielfach mit dem Vampirglauben zusammenhängt.
Sowohl bei den Süd- wie bei den Nordgermanen läßt sich der Werwolfglaube von frühhistorischer Zeit an verfolgen. Er blieb nicht immer derselbe, sondern wurde mehrfach, besonders in Deutschland, vom mittelalterlichen Hexenglauben beeinflußt. Dadurch griff der Werwolfglaube im Volksglauben auch in dieser Zeit weiter um sich. Und wie die Hexen, wurden auch die Werwölfe seit dem 14. Jhd. verfolgt und zur Verantwortung gezogen.
Literarische Quellen[]
Lebendige Darstellungen vom Werwolfsglauben geben die nordischen Sagas. Von Ulf, dem Großvater des Skalden Egill Skallagrímsson (10. Jh.), wird erzählt, dass er sich frühzeitig zur Ruhe begeben habe; dann habe er seine Gestalt gewechselt und die eines Wolfes angenommen, wonach er Kveldúlfr hieß (Egils saga. Kap. 1, § 8).
Die Völsunga Saga berichtet, wie Sigmundr und sein Sohn Sinfjötli auf ihren Streifzügen einst zwei Männer schlafend mit dicken Goldringen fanden; über ihnen hingen Wolfsbälge, die sie jeden fünften Tag ablegen und durch die Ringe wieder anlegen konnten. Die beiden Völsungen schlüpften in die Bälge, wurden so Werwölfe, töten zahlreiche Menschen, bis es ihnen gelang, sich wieder der Felle zu entledigen und diese zu verbrennen (Völsunga Saga. Kap. 8).
Der landläufige Ausdruck für den Werwolf ist im Nordischen vargúlfr - 'schlimmer, verbrecherischer Wolf', unter welchem Namen er heute noch in Norwegen (norw. varulv), Dänemark (dän. værulf), Schweden (schwed. varulf) fortlebt. Dieser Wolf ist schlimmer als andere Wölfe. Sein Wolfsgewand kann der Werwolf mal am Tage, mal in gewissen Fristen (aller fünf oder neun Tage) ablegen. Wird es dann verbrannt, so ist er vom Zauber befreit.
Britische Inseln[]
Auch auf den britischen Inseln ist der Werwolfsglaube seit alter Zeit bekannt. In den Gesetzen von Knut dem Großen (995-1035) wird der Teufel mit dem ags. wódfreca werewulf verglichen. [4]; und Gervasius von Tilbury (1150-1235) wußte aus Erfahrung, wie in England die Menschen durch den Mond in Wölfe verwandelt wurden.
Deutschland[]
In Deutschland eiferte zuerst Bischof Burchard von Worms (965-1025) gegen den Glauben, dass Schicksalsgöttinnen dem Menschen die Macht in die Wiege legen könnten, "einen Wolf zu rufen, und wann immer er will, sich durch allgemeine Torheit in einen Werwolf zu verwandeln". [5]
In den späteren Werwolfsagen spielt der Zaubergürtel aus Wolfsleder häufig eine Rolle, mit dessen Hilfe man sich in einen Werwolf verwandeln kann; dieser wird von einer Schnalle mit vielen Zungen zusammengehalten. Schlägt man die Schnalle auf, so ist der Zauber gebrochen. Dieser Gürtel gibt außergewöhnliche Kraft, aber auch Heißhunger nach allem Lebenden. Eine andere Variante war das Überwerfen eines Wolfshemdes.
Meist ist der Werwolf kugelfest; wird er aber durch Schuß oder Schlag verwundet, so nimmt er seine menschliche Gestalt an und die Verletzung zeigt sich an ihr. Die alte Wildheit, die Gier nach Menschenblut, zeigt sich noch in den jüngsten Sagen; so grub er auch Leichen aus und raubte Knaben und Mädchen. Hat der Werwolf bei seinem Wüten, menschliche Kleidung zerrissen, so bleiben Fasern davon oft zwischen seinen Zähnen hängen, woran man ihn später entdecken kann, wenn er wieder menschliche Gestalt angenommen hat.
Unterscheiden kann man den Werwolf von einem wirklichen Wolf durch einen abgestutzten Schwanz. Entzaubert werden kann er z.B. durch Nennung seines Namens, wenn man Eisen oder Stahl über ihn wirft, oder wenn man ihn verwundet: dann steht er in der Regel als nackte Gestalt vor einem. Charakteristisch ist den Menschen, die sich in Werwolf verwandeln können, dass ihre Augenbrauen zusammengewachsen sind. In Dänemark herrschte der Aberglaube, daß eine Frau, welche als Braut sich eines gewissen Zaubers bediente, um schmerzlos gebären zu können, Knaben zur Welt brachte, welche Werwölfe wurden. [6]
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Quellen[]
- Der Werwolf: Beitrag zur Sagengeschichte (Internet Archive). Wilhelm Hertz. Stuttgart : A. Kröner, 1862.
- Über die Werwölfe und Tierverwandlungen im Mittelalter (Internet Archive). Dr. Rudolph Leubuscher. Berlin : G. Reimer, 1850.
- Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart (Internet Archive). Dr. Adolf Wuttke. Dritte Bearbeitung. Berlin : Wiegand & Grieben, 1900.
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. IV, S. 511 f.
Einzelnachweise[]
- ↑ "... Anglici werewolf dicunt: were enim Anglice virum sonat, wolf lupum." Otia imper. S. 895
- ↑ Schönbach, Studien zur Geschichte der althochdeutschen Predigt. Bd. II, S. 17
- ↑ C. F. Russwurm, Eibefolke oder die Schweden an den Küsten Estlands und auf Runö. Leipzig, 1854. Bd. II, S. 20
- ↑ Die Gesetze der Angelsachsen, mit Übersetzung, Erläuterungen und Glossar (Internet Archive). Hrsg. Reinhold Schmid. 2. Auflage. Leipzig, 1858. S. 270
- ↑ Deutsche Mythologie (Internet Archive). 3 Bände. Jacob Grimm. 4. Aufl. von E. H. Meyer. Berlin, F. Dümmler, 1875. Bd. III, S. 409.
- ↑ Pierer's Universal-Lexikon, Band 19 (Zeno.org). Altenburg 1865, S. 113.
Videos[]
- Keltische Werwölfe - Keltische Mythologie 27 (YouTube). Ardko, 15.05.2022.
- Werwölfe - Griechische Mythologie (YouTube). Ardko, 05.10.2022.
- Der Ursprung des Werwolfs - Zeus und Lykaon - Griechische Mythologie (YouTube). Geschichte und Mythologie Illustriert, 22.11.2023.
- Die verborgene Geschichte der Werwölfe: Die Verbindung von griechischem Mythos und Gilgamesch (YouTube). Mysteriöse Mythologie, 18.01.2024.