Mittelalter Wiki
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Die Westfalen waren gemäß der Lex Saxonum neben Engern und Ostfalen eine der drei sächsischen Hauptvölkerschaften. Das gleichnamige Gebiet zwischen Rhein und Weser bezeichnete den westlichen Teil des Stammesherzogtums Sachsen. Als dieses im 12. Jhd. erlosch, wurde aus den westlichen Teilen das "Herzogtum Westfalen" neu gegründet.

Beschreibung[]

Im Mittelalter umfasste Westfalen ungefähr das Innere des späteren Westfälischen Kreises auf dem rechten Rheinufer; es grenzte an das Land der rheinischen Franken, der Friesen, der Nordalbinger, der Engern, der Ostfalen, der Thüringer und Katten. Hier war der Hauptsitz der Altsachsen, die Residenz Wittekinds und anderer Herzöge bis hin zu Heinrich den Löwen, nach dessen Unglück die sächsischen Besitzungen geteilt und größtenteils der Geistlichkeit gegeben wurden. [1]

Als Ausdruck gemeinsamer Vergangenheit ist das Sachsenross noch heute gleichermaßen das Wappentier Westfalens und Niedersachsens und auch in der ländlichen Bautradition zeigen sich Gemeinsamkeiten (z.B. im norddeutschen Fachhallenhaus). Der östliche Teil Westfalens (ohne Lippe) wird als „Ostwestfalen“ bezeichnet und umfasste im Wesentlichen das Gebiet um Minden. Die Sachsen bezeichneten diesen mittleren Teil ihres Siedlungsgebietes als Engern.

Wichtige Territorien innerhalb Westfalens waren die Hochstifte Münster, Paderborn und Minden und als Nebenländer des Kurkölner Staates das Herzogtum Westfalen und das Vest Recklinghausen. Unter den weltlichen Herrschaften ragen die Grafschaften Mark, Tecklenburg und Ravensberg hervor.

Zeitlinie[]

Erste Spuren einer menschlichen Besiedlung in Westfalen sind von Neandertalern aus der Altsteinzeit bekannt. Aus der Mittelsteinzeit stammen die ältesten Skelettfunde von anatomisch modernen Menschen, deren Alter auf mehr als 10.700 Jahre datiert. Die Jungsteinzeit wird mit Funden aus der Michelsberger Kultur, Megalithanlagen der Trichterbecherkultur und der Wartberg-Kultur belegt.

Westfalen ist schon seit vorrömisch-germanischer Zeit durch Fernstraßen und Wasserwege erschlossen. Ein vom schiffbaren Rhein nach Osten verlaufender Hellweg ist seit über 5.000 Jahren nachzuweisen. An seiner Strecke liegen Dortmund, Unna, Werl, Soest, Erwitte, Geseke, Salzkotten und Paderborn in Entfernungen von etwa 15 km, was im Mittelalter einer Tagesreise einer Gruppe von Fernhändlern entsprach.

Römische Kaiserzeit[]

Die ältesten Nachrichten über den nordwestdeutschen Raum stammen aus der Römischen Kaiserzeit (27 v. Chr. bis 284 n. Chr.), aus den Jahrzehnten vor und nach Beginn unserer Zeitrechnung, als die Römer versuchten, ihren Machtbereich über den Rhein hinaus bis an Unterelbe und Nordsee zu erweitern. In den Berichten römischer Historiker werden die Brukterer unter den germanischen Stämmen in „Westfalen“ genannt. Auch keltische Stämme siedelten hier.

Nachdem der Vorstoß der Römer um 9 n. Chr. in der Varusschlacht zum Erliegen kam, verfielen die jungen römischen Siedlungen östlich des Rheins wieder. Trotzdem bestanden weiterhin Handelsbeziehungen zwischen den römischen Provinzen links des Rheins und den unabhängigen Germanen östlich.

3. Jahrhundert[]

Ab dem 3. oder 4. Jhd. siedelten die Sachsen zwischen Weser und Rhein und verdingten sich teils als Söldner in römischen Legionen.

Frühmittelalter[]

Im Frühmittelalter war das Stammesgebiet der Sachsen in 60 bis 80 Gaue - weitgehend eigenständige, vom Adel organisierte Siedlungsverbände unterschiedlicher Größe - gegliedert. Westfalen gehörte dabei zu den vier Herrschaften (neben Engern, Ostfalen und Nordalbingien), die sich in Kriegszeiten zusammengeschlossen und unter den Befehl eines selbstgewählten Herzogs traten.

7. Jahrhundert[]

Bis in das 7. Jhd. dehnte sich der Stamm der Sachsen über fast das gesamte heutige Nordwestdeutschland aus und schloss Westfalen und die spätere brandenburgische Altmark mit ein. Die älteren Stämme wurden dabei in den sächsischen Stammesverband integriert.

8. Jahrhundert[]

Als historischer Begriff traten die Westfalen zuerst in den Reichsannalen Karls des Großen als Teilstamm der Sachsen hervor. In den Sachsenkriegen wurden diese und mit ihnen die Westfalen in das Fränkische Reich eingegliedert. Bistümer und Klöster wurden gegründet und das Gebiet in Grafschaften eingeteilt.

  • 733 - Die unter den Karolingern wiedererstarkenden Franken führen unter Karl Martell und seinen Söhnen mehrere Feldzüge gegen die Sachsen in Westfalen und Nordhessen.
  • 772 - Beginn der Sachsenkriege Karl des Großen. Während dieser Konflikte gelingt es dem Westfalen Widukind, den Gesamtstamm der Sachsen zu einen und so zum bedeutendsten der sächsischen Herzöge aufzusteigen.
  • 775 - Erstmalige Erwähnung von Westfalai in den fränkischen Reichsannalen als Bezeichnung eines Teilstamms der Sachsen, deren Siedlungsgebiet einigermaßen klar abgegrenzt ist. Anord. fal(ah) bedeutet "Feld, Land, flach" und "niedrig".

9. Jahrhundert[]

  • 873 - Bau des Westwerk im Kloster Corvey, ein bedeutendes Beispiel karolingischer Baukunst in Westfalen.

10. Jahrhundert[]

  • 955 - Graf Heinrich I. von Lerigau wird "Graf von Westfalen".

Hochmittelalter[]

11. Jahrhundert[]

Im 11. Jhd. entstanden in den Stammesherzogtümern des Heiligen Römischen Reiches mehrere Teilherzogtümer, darunter auch das Herzogtum Westfalen. [2] Zu dieser Zeit war gemäß Adam von Bremen die Ems der östliche Grenzfluss dieses Gebietes.

12. Jahrhundert[]

  • 1180 - Heinrich der Löwe wird geächtet und verliert seine Lehen über die Herzogtümer Bayern und Sachsen. Das Stammesherzogtum Sachsen erlischt und wird geteilt. Aus dem Gebiet westlich der Weser wird das Herzogtum Westfalen neu gegründet und an das Erzbistum Köln gegeben. Erzbischof Philipp von Köln wird der erste Herzog von Westfalen.

Nach der Begründung des Herzogtums gehörte Westfalen neben zahlreichen Gütern Heinrichs des Löwen (darunter Rüden, Brilon, Winterberg und Attendorn) teilweise zum Sprengel des Kölner Erzbischofs. Die weltlichen Herrschaften innerhalb des Herzogtums bestanden fort; manche von ihnen waren kölnische Lehen, andre bildeten sich zu selbständigen Territorien aus, wie die Grafschaft Mark, wieder andere wurden von Köln als Reichslehen erworben.

Daneben aber entstand ein kurkölnisches Territorium in Westfalen, das nur lose mit dessen rheinischem Besitz zusammenhing, mit eigner Verfassung, eigenen Landesständen und einem Landtag zu Arnsberg. Die Stände setzen sich zusammen aus der Ritterschaft, den landtagsfähigen 25 Städten und 9 Freiheiten oder Flecken. Das höchste Regierungskollegium war die westfälische Kanzlei, der ein Landdrost vorstand, der zugleich kurfürstlicher Statthalter war. [3]

13. Jahrhundert[]

Seit der Mitte des 13. Jhds. stellte der Weserlauf eine Grenze zwischen dem kurkölnischen Herzogtum Westfalen und dem welfischen Machtbereich dar.

Spätmittelalter[]

  • 1260 - In einem Vertrag zwischen dem Erzbistum Köln und dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg wird die Ostgrenze Westfalens bis nördlich von Nienburg entlang der Weser festgeschrieben, so dass der südliche Teil des Weser-Ems-Gebiets dem Einflussbereich Kurkölns, also den Herzögen von Westfalen, zugerechnet wurde.

14. Jahrhundert[]

  • 1368 - Köln erwirbt die Grafschaft Arnsberg als Reichslehen.

15. Jahrhundert[]

Im 15. Jhd. gehörte südwest-Niedersachsen im südlichen Teil wirtschaftlich und politisch zu Westfalen.

Renaissance[]

16. Jahrhundert[]

Zu Beginn des 16. Jhds. wurde das Heilige Römische Reich neu eingeteilt. So entstand der „Niederrheinisch-Westfälische Reichskreis“ als einer von zehn Reichskreisen. [2]

  • 1512 - Kaiser Maximilian I. schafft 10 neue Reichskreise, darunter den Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis, welcher das heutige Nordrhein-Westfalen begrifflich vorweg nahm. Allerdings umfasste dieser Kreis auch Gebiete des heutigen Niedersachsen westlich der Weser bis zur Nordsee.

Neuzeit[]

19. Jahrhundert[]

  • 1806 - Unter der französischen Herrschaft fallen mehrere Gebiete im östlichen NRW, wie Minden, Paderborn oder Corvey, an das Königreich Westfalen. [2]
  • 1807 - Napoleon I. gründet für seinen Bruder Hieronymus aus den von Preußen abgetretenen Gebieten westlich der Elbe, Hessen-Kassel (Kurhessen), Herzogtum Braunschweig und hannoverschen Gebietsteilen das Königreich Westfalen als Vasallenstaat des französischen Kaiserreichs.
  • 1813 - Nach Unruhen erlischt das Königreich Westfalen bereits wieder. [4]
  • 1815 - Westfalen wird Provinz des preußischen Staates. Das Gebiet entspricht dem ehemaligen Herzogtum Westfalen, Engern, dem Fürstentum Minden, der Grafschaft Tecklenburg Solmsschen Anteils, den Grafschaften Lingen und Ravensberg, dem größten Teil des Hochstifts Münster, den Fürstentümern Paderborn und Korvei, Dortmund, der Grafschaft Mark, dem Fürstentum Siegen und Reckenberg, den mediatisierten Fürstentümern, Graf- und Herrschaften Salm-Ahaus, Salm-Bocholt, Rheina-Wolbeck, Salm-Horstmar, Rietberg, Rheda, Anholt, Dülmen, Gehmen, Bentheim, Steinfurt, Wittgenstein-Wittgenstein, Wittgenstein-Berleburg und dem Solmsschen Amt Neukirchen.
  • 1817 - Das nassauische Siegerland und das hessischstämmige Wittgensteiner Land gehen an die Provinz Westfalen.
  • 1851 - Lippstadt geht an die Provinz Westfalen. [5]

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Pierer's Universal-Lexikon (Zeno.Org). 4. Auflage 1865. Altenburg, 1865. Bd. 19, S. 125 (Westfalen (I)).
  2. 2,0 2,1 2,2 Kinder Weltreise: Deutschland - Nordrhein-Westfalen - Politik & Geschichte. Abgerufen am 11.02.2025.
  3. Pierer's Universal-Lexikon (Zeno.Org). 4. Auflage 1865. Altenburg, 1865. Bd. 19, S. 125 (Westfalen (III)).
  4. Herders Conversations-Lexikon (Zeno.Org). 1. Auflage. Freiburg im Breisgau, 1857. Bd. V, S. 704-705 (Westfalen II.).
  5. Meyers Großes Konversations-Lexikon (Zeno.Org). 6. Auflage. Leipzig, 1909. Bd. 20, S. 559-561 (Westfalen (III)).