Das Haus Wettin oder auch die Wettiner sind ein sächsisches Adelsgeschlecht, das maßgeblich die Geschichte der Länder Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt bestimmte. Es lässt sich bis ins 10. Jhd. zurückverfolgen und ist damit eines der ältesten Häuser des deutschen Hochadels. Die Stammburg war die Burg Wettin im gleichnamigen slawischen Ort, wovon die Grafen von Wettin ihren Namen trugen.
Beschreibung[]
Die sächsische Dynastie der Wettiner leitete ihren Ursprung vom sächsischen Heerführer und Herzog Wittekind ab. Dessen jüngster Sohn, Wittekind II., soll Wittenberg und die Burg Wettin gegründet haben.
Historisch lässt sich diese Abstammung indes nicht begründen. Wahrscheinlicher lässt sich diese Adelsfamilie auf Herzog Burchard von Thüringen zurückführen, der 908 im Kampf gegen die Ungarn starb. So führen die Spuren in den nordthüringischen Schwabengau. Die nachweisbare Genealogie beginnt erst mit Graf Dietmar von Wettin († 940). Andere sehen Graf Dietrich I. de tribu Buzici (um 980), der 982 zu Basentello in Unteritalien starb, als ersten urkundlich feststehenden Ahnherren des Dynastengeschlechts.
Durch Konrad I. den Großen († 1157) stammten alle danach regierenden Sächsischen Häuser von diesem Geschlecht ab, das außer in den sächsischen Landen auch in England, Belgien, Portugal und Bulgarien herrschte.
Chronologie[]
- 908 - Herzog Burchard von Thüringen, Markgraf im Limes Sorabicus, stirbt. Er gilt als einer der Ahnherren der Wettiner.
- 940 - Graf Dietmar I. von Wettin stirbt. Mit ihm beginnt die nachweisbare Genealogie der Wettiner.
- 950 - Erwähnung von Graf Dedi vom Hassegau (auch Teti oder Dadi vom Hosgau) an der Saale, der seiner Herkunft nach wahrscheinlich ein Schwabe war, als Ahnherr der Wettiner.
- 957 - Graf Dedi vom Hassegau stirbt.
- 961 - Eine Urkunde von König Otto I. erwähnt erstmals die Grundherrschaft Wettin im Gau Nudzici.
- um 980 - Erwähnung von Graf Dietrich I. vom Stamm der „Buzici“ (lat. de tribu Buzici), Sohn des Grafen Teti, als ersten urkundlich feststehenden Ahnherren des Dynastengeschlechts Wettin.
- 982 - Graf Dietrich I. von Wettin stirbt während der Regentschaft von Kaiser Otto II. in Basentello (Kalabrien, Unteritalien). Von seinen beiden Söhnen erbt Dedo I. Wettin, den Burgwart Zörbig und eine Grafschaft im Hosgau zwischen Wipper (Saale), dem Salzsee bei Mansfeld und dem Wilderbach. Der zweite Sohn, Friedrich, erbt die Grafschaft Eilenburg.
11. Jahrhundert[]
- 1009 - Graf Dedo I. von Wettin stirbt.
- 1017 - Nach dem kinderlosen Tod Friedrichs I. von Eilenburg vereinigte Dietrich II., Dedos Sohn, Eilenburg wieder mit Wettin.
- 1032 - Nach dem Tode des Markgrafen Odo I. von der Lausitz (Hodo II. von der Lausitz) wird Graf Dietrich II. von Wettin vom Kaiser mit dem Markgrafentum Lausitz belehnt und so zu Dietrich I. von der Lausitz.
- 1034 - Dietrich I. von der Lausitz stirbt. Sein Sohn Thimo wird Graf von Wettin und erbt auch die Burg Wettin als Stammsitz von seinem Vater. Auf ihn gehen alle nachfolgenden Generationen der Wettiner zurück.
- 1068 - Graf Dedo II. von Wettin bzw. Dedo II. von der Ostmark wird als Dedo I. Markgraf der Lausitz und Verweser der Mark Meißen, welche eine zeitlang im Besitz des Eilenburger Zweiges der Sippe verblieb. Dedo II. spielte auch eine hervorragende Rolle in den Kämpfen unter Heinrich IV. (HRR), und unter ihm wird die Burg Eilenburg zum Stammsitz der frühen Wettiner.
- 1075 - Nach Tod des Markgrafen Dedo I. von der Lausitz (Dedo II. von Wettin) wird sein jüngerer Sohn, Heinrich I. der Ältere Graf von Eilenburg und sein älterer Sohn Dedo III. von Wettin als Dedo II. Markgraf der Lausitz.
- 1081 - Graf Heinrich I. der Ältere von Eilenburg erhält zur Ostmark von Heinrich IV. (HRR) die Mark Lausitz.
- 1089 - Die Markgrafschaft Meißen wird Reichslehen der Wettiner. Graf Heinrich I. der Ältere von Eilenburg wird Markgraf von Meißen.
- 1090 - Graf Thimo von Wettin wird Markgraf von Meißen, stirbt jedoch bald darauf. Im folgt sein erster Sohn Dedo IV. von Wettin als Graf von Wettin und Groitzsch.
12. Jahrhundert[]
- 1103 - Graf Heinrich II. der Jüngere von Eilenburg wird unter Vormundschaft seiner Mutter Gertrud, der Schwiegermutter Kaiser Lothars, Markgraf von Meißen und der Lausitz-
- 1123 - Markgraf Heinrich II. von Meißen stirbt, damit erlischt auch der Eilenburger Zweig der wettinischen Sippe im Mannesstamm. Graf Konrad von Wettin bemächtigte sich, unterstützt von Herzog Lothar, der Mark Meißen, während der Rest der alten Ostmark an Albrecht den Bären fällt.
- 1124 - Graf Dedo IV. von Wettin stirbt. Daraufhin kommt Wettin an seinen Bruder, den späteren Markgrafen Konrad I. von Meißen.
- 1125 - Kaiser Heinrich V. belehnt Konrad I. den Großen offiziell mit der Markgrafschaft Meißen.
- 1131 - Die Mark Lausitz fällt an Heinrich von Groitzsch.
- 1136 - Konrad I. der Große wird Markgraf von Meißen.
- 1156 - Otto I. der Reiche wird Markgraf von Meißen.
- 1157 - Konrad I. den Großen stirbt. Er gilt als Stammvater aller danach regierenden Sächsischen Häuser. Ihm folgt sein Sohn Heinrich I. von Meißen.
- 1181 - Heinrich der Jüngere wird Graf von Wettin.
- 1187 - Heinrichs Bruder, Ulrich, wird Graf von Wettin.
- 1190 - Otto I. der Reiche stirbt. Sein Sohn Albrecht I. der Stolze wird Markgraf von Meißen.
- 1195 - Albrecht I. der Stolze stirbt.
- 1198 - Albrechts Bruder, Dietrich I. der Bedrängte, wird Markgraf von Meißen.
13. Jahrhundert[]
Spätestens im 13. Jhd. setzt sich die Bezeichnung „Wettiner“ für diese Familie als allgemein gebräuchlich durch.
- 1206 - Graf Ulrich I. von Wettin stirbt. Ihm folgt sein Vetter, Friedrich II. von Brehna und Wettin.
- 1210 - Dietrich I. der Bedrängte wird als Dietrich III. Markgraf der Lausitz.
- 1217 - Nach Aussterben der Wettiner Grafenlinie geht die Burg Wettin an die wettinischen Grafen von Brehna über.
- 1221 - Dietrich I. der Bedrängte stirbt. Heinrich III. der Erlauchte wird Markgraf von Meißen und als Heinrich IV. Markgraf der Lausitz.
- 1247 - Heinrich III. der Erlauchte wird Pfalzgraf von Sachsen und Landgraf von Thüringen.
- 1288 - Heinrich III. der Erlauchte stirbt. Sein Sohn Albrecht II. der Entartete wird Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen. Graf Otto IV. von Brehna verkauft die Grafschaft Wettin an den Erzbischof von Magdeburg, welche daraufhin zum erzbischöflichen Amt wird.
- 1292 - Albrechts Sohn, Friedrich I. der Gebissene, wird Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen.
14. Jahrhundert[]
- 1307 - Friedrich I. der Gebissene und sein Bruder Dietrich (Diezmann) verteidigen in der Schlacht bei Lucka die Hausmacht der Wettiner erfolgreich gegen König Albrecht I. von Habsburg.
- 1323 - Friedrich I. der Gebissene stirbt. Sein Sohn, Friedrich II. der Ernsthafte, wird Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen.
- 1349 - Friedrich II. der Ernsthafte stirbt. Sein erster Sohn, Friedrich III. der Strenge, wird Markgraf von Meißen und zusammen mit seinem Bruder, Balthasar von Wettin, Landgraf von Thüringen.
- 1381 - Friedrich III. der Strenge stirbt. Wilhelm I. der Einäugige wird Markgraf von Meißen. Friedrich IV. der Streitbare wird Landgraf von Thüringen.
15. Jahrhundert[]
- 1406 - Friedrich IV. der Friedfertige wird Landgraf von Thüringen.
- 1407 - Wilhelm II. der Reiche wird Markgraf von Meißen.
- 1423 - Friedrich IV. der Streitbare erhält die Grafschaft Brehna, das Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die damit verbundene Kurwürde.
- 1428 - Friedrich II. der Sanftmütige wird Kurfürst von Sachsen.
- 1440 - Friedrich II. der Sanftmütige wird Landgraf von Thüringen.
- 1445 - Wilhelm III. der Tapfere wird Landgraf von Thüringen.
- 1457 - Wilhelm III. der Tapfere wird Herzog von Luxemburg.
- 1464 - Ernst I. Sachsen wird Kurfürst von Sachsen. Sein Bruder, Albrecht III. der Beherzte wird Herzog von Sachsen.
- 1485 - Leipziger Teilung: Kurfürst Ernst I. von Sachsen vereinbart mit seinem jüngeren Bruder Albrecht III. dem Beherzten eine Teilung der wettinischen Länder. Damit spaltet sich das Haus Wettin in die Albertinische und die Ernestinische Linie.
- 1486 - Friedrich III. der Weise wird Kurfürst von Sachsen.
16. Jahrhundert[]
- 1500 - Georg I. der Bärtige wird Herzog von Sachsen.
- 1525 - Johann der Beständige wird Kurfürst von Sachsen.
- 1532 - Johann Friedrich I. der Großmütige wird Kurfürst von Sachsen.
- 1539 - Heinrich der Fromme wird Herzog von Sachsen.
- 1541 - Moritz wird Herzog von Sachsen.
- 1547 - Wittenberger Kapitulation: Johann Friedrich I. der Großmütige, der Enkel von Ernst I. von Sachsen muss auf Geheiß von König Karl V. (HRR) Kur und Land einem Albertiner überlassen - Moritz I. von Sachsen. Die Ernestiner erhalten im Gegenzug einige thüringische Städte und Ämter. Johann behält den Titel "Herzog von Sachsen".
- 1553 - Nach dem kinderlosen Tode des Herzogs Johann Ernst von Coburg fallen die Ämter Coburg, Sonneberg, Hildburghausen, Königsberg, Veilsdorf und Schalkau an Johann Friedrich den Großmütigen und somit an die Ernestiner. August I. wird Kurfürst von Sachsen.
- 1554 - Durch den Naumburger Vertrag erwerben die Ernestiner Altenburg und mehrere benachbarte Ämtern, wie Eisenberg, Sachsenburg und Herbesleben von Kursachsen.
- 1555 - Durch Tausch mit den Grafen von Mansfeld geht die Herrschaft Römhild an die Ernestiner.
- 1583 - Die Ernestiner erwerben sieben Zwölftel der Hennebergischen Erbschaft, darunter die Ämter Meiningen, Themar, Maßfeld, Behrungen, Henneberg, Milz, Ilmenau, Kaltennordheim, Frauenbreitungen, Sand und Wasungen.
- 1586 - Christian I. wird Kurfürst von Sachsen.
- 1591 - Christian II. wird Kurfürst von Sachsen.
17. Jahrhundert[]
- 1697 - Nach dem Übertritt zur katholischen Kirche geht die polnische Krone an den Albertiner Friedrich August den Starken.
Unterteilung[]
Die Dynastie teilte sich 1485 in zwei Äste:
- die Ernestinische Linie (Ernestiner) - die ältere Linie, auf dem Thron von Weimar, der drei sächsischen Herzogthümer, sowie Belgien und Portugal.
- die Albertinische Linie (Albertiner) - die jüngere Linie, welche im Königreich Sachsen herrschte.
Ernestiner[]
Die Ernestiner sind die ältere, herzogliche Linie des wettinisch-sächsischen Fürstenhauses, die auf den jüngeren Sohn Friedrichs II. des Sanftmütigen zurückgeht, den Kurfürsten Ernst I. von Sachsen (1441-1486). Bei der Teilung 1485 erhielt Ernst die Kur mit den Kurlanden, dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg, Thüringen, das halbe Osterland, die vogtländischen und fränkischen Besitzungen. Bis 1547 war diese Linie im Besitz der sächsischen Kurwürde. Später verzweigte sie sich weiter in die Unterlinien:
- die großherzogliche Linie von Sachsen-Weimar-Eisenach (kurz: Weimar),
- die herzogliche Linie von Sachsen-Meiningen-Hildburghausen (kurz: Meiningen),
- die herzogliche Linie Sachsen-Coburg-Gotha,
- die herzogliche Linie Sachsen-Altenburg. [1][2][3]
Albertiner[]
Die Albertiner sind die jüngere Linie des Hauses Wettin, die vom jüngeren Sohn Friedrichs II. des Sanftmütigen begründet wurde, Herzog Albrecht dem Beherzten. Bei der großen Länderteilung von 1485 erhielt dieser die Markgrafschaft Meißen, mitsamt dem Titel „Herzog von Sachsen“, und die Hälfte des Osterlandes. 1547 ging die Kurwürde auf diese Linie über und sie regierte im Königreich Sachsen. [4][5]
Quellen[]
- Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon (Zeno.Org). 5. Auflage. Leipzig, 1911.
- Damen Conversations Lexikon (Zeno.Org). [o.O.], 1838. Band 10, S. 429.
- Herders Conversations-Lexikon (Zeno.Org). Freiburg im Breisgau, 1854.
- Meyers Großes Konversations-Lexikon (Zeno.Org). Leipzig, 1905. Band 17, S. 369-370 (Sachsen (3)). Band 20, S. 573-574 (Wettīn (2)).
- Pierer's Universal-Lexikon (Zeno.Org). Altenburg, 1862. Band 19, S. 143 (Wettin).
- Wikipedia: Haus Wettin (DE). Version vom 28.11.2022.
Einzelnachweise[]
- ↑ MgKvL, aaO. Band 6, S. 62 (Ernestinische Linie).
- ↑ Brockhaus 1911, aaO. Band 1, S. 530 (Ernestinische Linie).
- ↑ Herder, aaO. Band 2, S. 601 (Ernestinische Linie).
- ↑ MgKvL, aaO. Band 1, S. 269 (Albertinische Linie).
- ↑ Brockhaus 1911, aaO. Band 1, S. 34 (Albertinische Linie).