Mittelalter Wiki
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Als Wiedergänger erscheinen im Volksglauben vieler Kulturen Verstorbene, die als wiederkehrende Spukgestalten in materieller körperlicher Form aus ihren Gräbern zurückkehren und sich den Lebenden zeigen. Die Vorstellung von Wiedergängern wurzelt im Seelenglauben und dem damit eng verbundenen Ahnenkult.

Beschreibung[]

Im Seelenglauben setzte der Mensch sein Leben nach dem Tode fort und besaß in erhöhtem Maße die Macht des Gestaltenwandels. Er erschien dann als Draugr oder Troll, mal in menschlicher, aber meist außergewöhnlich großer, mal in tierischer Gestalt.

Trotzdem knüpfte sich der Ausgangspunkt des wandelnden Wesens immer an seinen menschlichen Körper, und wo dieser unter der Erde lag, zeigte sich die Erscheinung. Wenn der Tote ausgegraben wurde, so war er unverwest. Erst mit vollständiger Vernichtung des Körpers glaubte man auch das untote Wandelwesen zu vernichten.

Arten[]

  • Aufhocker (Huckop, Huckupp) in Deutschland
  • Draugr (Draugar) in Island und Norwegen
  • Myling (Myrding) in Schweden - Wiedergänger eines Neugeborenen.

Erscheinung[]

Die Wiedergänger erscheinen in viele Gestalten. Einige zeigen sich so, wie sie im wirklichen Leben waren, andere erscheinen zwar in ihrem gewöhnlichen körperlichen Aussehen, aber in weiten weißen, grauen oder schwarzen Gewändern Totenhemden). Ist der Wiedergänger noch von seiner qualvollen Wanderung zu erlösen, so ist das Gewand weiß; ist dasselbe aber grau oder schwarz, so ist alle Rettung vorbei, der Wiedergänger ist auf ewig verdammt, ein Teufelsgenosse, und wird schließlich selbst Teufel.

Oftmals erscheinen die wandelnden Seelen als Flammen (die unschuldigen als kleine, meist blaue Flämmchen, die verdammten in der Regel größer). Ganze glühende Menschengestalten und Menschen mit glühenden Geräten sind nicht selten. Vielfach nehmen sieTiergestalten an, so z.B. von Hunden, Katzen, Raben, Krähen, Elstern und anderen Tieren. Es kommt sogar vor, dass ein Wiedergänger (Brudermörder) als Kennzeichen des Teufels, einen Pferdefuß führt. Auch Tiergestalten, welche auf das begangene Verbrechen hindeuten, werden gewählt.

Mitunter müssen die Wiedergänger eine große schwere Kette klirrend hinter sich herschleppen; auch dies gilt als Zeichen der Verdammnis. In Holle heißt es, die Wiedergänger schwebten über der Erde weg, und die Beine seien häufig nicht zu entdecken. Selbstmörder gehen als Teufel in Gestalt eines Hundes, eines Kalbes ohne Kopf usw. nach der Stelle, wo der Selbstmord geschehen, setzen sich dort und verschwinden, um bald den alten Gang wieder aufzunehmen, und so müssen sie immer wieder den alten Weg gehen, den sie in ihrem Leben das letzte Mal gegangen sind.

Haben sie in ihrem Leben schlechte Taten verübt, so müssen sie auf den Wegen wieder gehen, die sie im Leben zur Begehung ihrer Bosheiten gegangen sind. Hat jemand aus Furcht vor Strafe Selbstmord begangen, so muss er immer wandern, kann niemals Ruhe finden. Wer ihm auf seiner Wanderschaft entgegentritt, erhält einen Stoß, dass er ohnmächtig niederfällt. Ist ein Selbstmörder im Leben von seiner Familie schlecht behandelt worden und hat aus Verzweiflung Hand an sich gelegt, so rächt er sich nach dem Tode dadurch, dass er Unheil über seine Angehörigen heraufbeschwört: Viehsterben, Krankheiten usw.

Geizige gingen wieder als Hunde, die Arme haben, oder als Gestalten, die halb Mensch halb Kalb waren. Sie waren verurteilt, das Geld, das sie beiseite geschafft hatten, immerfort umzuschmelzen und wählen dazu besondere Plätze. Wer sie dabei überraschen konnte - so sagte man in Wildeshausen - und mit dem Stock ins Feuer schlug, so dass die Kohlen auseinander flogen, und dann am folgenden Tage den Ort wieder aufsuchte, der konnte die Goldstücke zusammensuchen und zum beliebigen Gebrauch verwenden. [1]

Vorbeugung[]

Wer die magische Kunst verstand, konnte einen Wiedergänger wegbeten oder dadurch unschädlich machen, dass er das Kreuzzeichen am Hause anbrachte oder auf dem Weg, der zum Gehöft führt.

Bei den Toten wähnte man die Macht des Wiederwandelns im Kopf und besonders im Atem, dem Hauch, der sich nur zurückgezogen zu haben schien. Deshalb war es Pflicht, den Toten die Nasenlöcher zu verstopfen, oder die Nase wurde eingeklemmt, damit er nicht wandeln könne (s. Spuk). Hiermit hing es auch zusammen, dass sich beim Tode ein Wind erhob, wie beim Leichenbrand jenes vornehmen Wikingers an der Wolga, dem der Araber Ibn Fadhlan im 10. Jhd. beigewohnt hatte.

Totendienst[]

Da sich der Hauch als Atem und Wind decken, so entstand der Glaube an den Zug des Toten durch die Luft, der allen germanischen Stämmen gemeinsam war und von diesen schon früh zu den Lappen kam. Auch in diesem Zuge waren die Toten körperlich und Gestalten wie die Lebenden, die Speise und Trank verlangten, die den Menschen Nutzen oder Schaden brachten. Wie persönlich man sie dachte, zeigt Tacitus Beschreibung über das Auftreten der Harier [2], die durch Körperbemalung schauerliche Krieger aus dem Totenreich nachahmten und dadurch ihren Feinden Schrecken einjagten.

Aus diesem Zug der Toten ging das altgermanische Totenfest hervor, das man zur Zeit der Wintersonnenwende feierte (s. Totendienst). Wie die Harier war diese Schar ein wildes kriegerisches Heer, und ihm entstand in Wotan, dem Wütenden, ein Führer, der sich mit der Zeit bei verschiedenen Stämmen zum höchsten Gott emporschwang. Somit ist der altgermanische Seelenglaube außer Verwandlungsglauben mehr Unsterblichkeitsglaube, und der Seelenkult ein Totenkult.

Verwandte Themen[]

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Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg (Internet Archive). Ludwig Strackerjan. 2 Bände. Oldenburg 1909, Bd. 1, S. CCXXI221-CCXXII222.
  2. Tacitus, De origine et situ Germanorum (Germania). Übersetzung "Die Germania des Tacitus". Anton Baumstark: Freiburg 1876. Digitalisat auf Wikisource. Kap. 43
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