Im Sommer 879, während der Wikingerzüge segelten Wikinger von England aus über den Kanal und landeten Mitte Juli an der Straße von Calais. Diese Normannen bildeten den Kern des Großen Heeres, das 14 Jahre lang im Frankenreich hausen sollte.
Hintergrund[]
Zur Zeit der Wikingerzüge im 9. Jhd. begannen dänische Wikinger, sich auf dauernde Besiedlung in England einzurichten. 878 schlossen die Dänen mit König Alfred dem Großen Frieden, nachdem dieser London zurückerobert und die Wikinger unter Führung von Guthrum besiegt hatte.
Ludwig der Stammler starb am 10. April 879, und sein Reich war der Auflösung nahe. Überdies lief eine neue, große Wikingerflotte in die Themse ein und lagerte bei Fulham. Im Sommer 879 segelte die Flotte über den Kanal und landete Mitte Juli an der Straße von Calais. Diese Normannen bildeten den Kern des Großen Heeres, das 14 Jahre lang im Frankenreich hausen sollte.
Fränkisches Reich[]
Als Führer des Großen Heeres werden die Könige Gotfried und Sigfried (vgl. Wikingerzüge: Eroberungen in Irland) und die Jarle Hals und Orm (vielleicht ein Enkel des 856 gefallenen Führers der Dänen in Irland) erwähnt. Die Scheidegegend und das Land westlich bis zum Meer war verhältnismäßig lange von Plünderungen verschont geblieben. Hier setzten die eindringenden Wikinger sich fest und plünderten bald das Ost-, bald das Westfrankenreich. Das Winterlager wurde beim Kloster Gent an der Scheide aufgeschlagen. Bei Thiméon im Kohlenwalde wurde im Februar 881 zwischen den Normannen und Ludwig dem Deutschen gekämpft, ohne dass eine Entscheidung herbeigeführt wurde.
Zu derselben Zeit erlag Herzog Brun von Sachsen mit einem zahlreichen, sächsischen Heere dem Angriff einer dänischen Flotte. Im folgenden Jahre aber errang Ludwig der Ostfranke bei Saucourt am 3. August 881 einen glänzenden Sieg, der allerdings nicht genügend ausgenutzt wurde. Die Normannen nahmen bei Aschloh ihren Wintersitz und plünderten und verbrannten im folgenden Jahre viele blühende Städte, darunter Köln und Aachen. Nach dem Tode Ludwigs des Ostfranken (am 20. Januar 882) schloss sein Nachfolger, Karl III. Frieden mit den Normannen.
König Gotfried, der sich taufen ließ, bekam die ehemaligen Besitzungen Röriks in Friesland. Den übrigen Normannen wurde ein Tribut von mehr als 2000 Pfund Gold und Silber bewilligt. In Friesland wie in Sachsen erfolgten nach diesem Frieden lange Zeit keine neuen Einfälle. Die Normannen wandten sich wieder dem Westfrankenreich zu. Bekannt ist vor allem die Belagerung von Paris 885-886, wo es jedoch den Normannen trotz ihrer Kriegsmaschinen nicht gelang, die Stadt zu nehmen.
König Sigfried, der Führer der Wikinger, wurde zuletzt abgekauft und zog mit seinen Normannen ins östliche Westfranken, um u. a. Burgund zu verheeren. Auch 887 und 889 zogen die Normannen gegen Paris, vermochten jedoch die Stadt nicht zu nehmen. Das Heer zog von Paris nach dem Cotentin und später nach der Oise und Scheide. Hier brachte ihnen (im Oktober 891) König Arnulf bei Löwen an der Dyle eine große Niederlage bei. 16 Fahnen wurden erobert und als Siegeszeichen nach Bayern gesandt. Die Überreste des geschlagenen Heeres gelangten nach vielen Abenteuern schließlich nach Boulogne.
Im Sommer 892 mißriet infolge großer Dürre die Ernte, und es brach eine furchtbare Hungersnot aus. Die Reste des großen Heeres schifften sich daher im Herbst 892 mit den Pferden und dem gesamten Troß auf 250 Schiffen ein und setzten nach England über, wo sie in Ostkent landeten. Zur selben Zeit verließ auch ein anderes Wikingerheer Frankreich, nämlich das von Hasting geführte, der mit seinen Loire-Normannen seit zwei Jahren in der Somme geweilt hatte und nun zur Themsemündung segelte. So war das ganze Fränkische Reich zum erstenmal seit 840 wieder frei von Wikingern.
Das Große Heer und Hasting[]
In England vereinigten Das Große Heer und Hasting mit seinen Norwegern ihre Kräfte. Im Sommer 896 gaben aber die Wikinger den Kampf gegen König Aelfred auf. Die meisten (d. h. Dänen und Überreste des großen Heeres) zogen in die neugegründeten danischen Wikingerreichen in Ostangeln und Northumberland. Die norwegischen Loire-Normannen segelten dagegen ins Frankenreich zurück, wo sie in die Seine hineinliefen. Ihr Führer war wahrscheinlich Hasting [1]. Hasting starb jedoch wahrscheinlich bald; sein Nachfolger war Hun(c)deus [2], der im Herbst 892 mit fünf Barken in die Seine hineinlief. Dass diese Normannen, die die Eroberung der Normandie begannen, selbst Loire-Normannen waren, ersieht man u. a. daraus, dass sie 897-898 ihren Wintersitz an der Loire hatten und erst im Frühjahr zur Seine zurückkehrten. Neue Scharen kamen hinzu, und bald waren die Normannen nicht mehr zu vertreiben. Die Gegend an der unteren Seine befand sich von etwa 899 an im tatsächlichen Besitz der Normannen.
Rollo als neuer Führer[]
Gegen Ende des 9. Jhds. bzw. Anfang des 10. Jhds. bekamen die Normannen einen neuen Führer: Rollo (anord. Hródhulfr, Hrólfr). Im Sommer 911 zogen die Normannen gegen Chartres, wurden aber geschlagen, langten jedoch an ihrem Schiffslager an. Das fränkisch-burgundische Heer löste sich auf. König Karl der Einfältige sah, dass er bei der schwankenden Treue der Vasallen das Reich nicht von den Feinden befreien konnte, und ließ sich darum mit Rollo in Verhandlungen ein.
Am Ende des Jahres 911 fand bei St. Clair an der Epte eine Zusammenkunft zwischen Karl und den Führern der Normannen statt. Diesen wurde das von ihnen besetzte Gebiet an der Seinebai, die spätere Normandie (so seit ca. 1000 genannt) überlassen, wogegen Rollo und seine Genossen dem König die Lehenshuldigung leisteten und sich zur Taufe bereit erklärten (Rollo wurde 912 getauft). Rollo und seinen Nachfolgern wurde der Grafen- und später der Herzogs-Titel verliehen.
Die Normannen gewannen 924 Bessin und später Cotentin und die Oberhoheit über die Bretagne, wo sie jedoch lange dauernde Kriege führen mussten. Unter den Bewohnern der Normandie befanden sich sowohl Dacigenae (Dänen) wie Northguegigenae (Norweger) und auch Hirenses (d. h. Wikinger aus Irland); die Bevölkerung war also eine gemischt skandinavische. In den Leges Edwardi Confessoris heißt es ausdrücklich, William der Eroberer habe gesagt, dass seine Vorfahren und die Vorfahren der meisten normannischen Barone aus Norwegen stammten.
Die Verbindung zwischen dem neuen normannischen Herzogtum und dem skandinavischen Norden wurde jedoch nicht gleich abgebrochen. Neue Scharen kamen mehrmals im Laufe des 10. Jhds. und siedelten sich an oder halfen den Herzögen, z. B. nach dem Tode Wilhelm Langschwerts 945, zuerst König Sihtric und 945 König Harald (nach der normannischer Überlieferung der dänische König Harald Gormsson?); dieser half den Normannen, schlug König Ludwig und bewirkte die allgemeine Anerkennung des Herzogs Rikard. Noch zu Anfang des 11. Jhds. wurden sowohl Norweger wie Dänen von den Normannen als Stammverwandte angesehen, und mehrere normannische Größen kämpften in der Schlacht von Clontarf (1014) gegen die Iren. Sonst aber gehört die folgende Geschichte der Normandie nicht zu der Geschichte der Wikingerzüge.
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Quellen[]
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. IV, S. 538 ff. (Wikinger, § 24 ff.)