Mittelalter Wiki
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Der Willehalm von Orlens-Wandteppich, kurz Willehalmsteppich, stammt aus dem Übergang des 14. in das 15. Jhd. und befindet sich im Besitz der Fürstlich Hohenzollernschen Sammlung im Museum Schloss Sigmaringen. Er zeigt Szenen aus dem mittelalterlichen Ritterepos 'Willehalm von Orlens' des Rudolf von Ems (1200-1254). [1]

Beschreibung[]

Dieser aus Wolle gewebte Wandteppich stammt aus der Sammlung des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen (1811-1885) und hängt in der fürstlichen Galerie im Schloss Sigmaringen. Er zeigt verschiedene Episoden aus der Liebesgeschichte von Willehalm und Amelie aus dem Roman 'Willehalm von Orlens' des Rudolf von Ems (1200-1254), die mit Spruchbandrollen in nierderdeutscher Sprache ausgestaltet sind. [1]

Dieser Wandteppich ist aus Wolle gewebt und wurde wahrscheinlich in Flandern gefertigt. In seinen Abmessungen ist er 0,82 m hoch und 6,15 m breit. Die vorkommenden Trachten zeigen üppigen Reichtum aus dem Übergang vom 14. ins 15. Jhd.: Schnabelschuhe, Schellengürtel und gezattelte Kleider (Zatteltracht) etc. in bunten Farben. Willehalm trägt rot und weiß geteilte Beinkleider (Mi-Parti) und von dem Moment, wo er zum Ritter geschlagen wird, auch den ritterlichen Gürtel (Cingulum militare) mit Schellen behängt. Pittipas trägt als Bote einen Reisespieß. Der Hintergrund des Teppichs ist durchgehend mit Laubwerk grün in grün ornamentiert.

Abteilung A[]

In der ersten Abteilung des Teppichs A sind Szenen aus dem 2. Buch dargestellt, wo sich der Held Willehalm am englischen Königshof in Gesellschaft der jungen Königstochter Amelie befindet.

Die auf den Spruchbändern befindlichen Verse heißen: „Hie. ist. Wilhelms. liebe. anfanck. von. der. schonen. ameligie. die. yme. sin. herz. twag. (bezwang) essin. (essen) und. drinckin. wil. ich. die. verswer. (verschwören) uwer. trost. mus. mich. da. herner. (ernähren) sol. ich. von. de. dode. erlösen. dich. so. sich. (siehe) lieb. der. an. mich. amelige. die. trost. dich.“

Abteilung B[]

Die Darstellungen der Abteilung B beziehen sich auf das 3. Buch, wo sich Willehalm auf Ritterschaftsfahrt begibt und auf Turnieren kämpft.

Auf den Spruchbändern steht: „urlaub. wil. ich. dir. gebe. in. myme. dinst. soltn. rvtter. werden ich. bin. genese. und. sut. (gefund) worden. an. mich. wil. ich. nemen. ritters. orden. uns. sol. nu. fraude. (Freude) geschiehen. ich. hette. dich. lange. gern. gesehen, ritterschaft. wirt. dir. hie. gegebe. da. soltu. swerrz. truwe. undstede. zu. leben.“

Abteilung C[]

Auch die Darstellungen der Abteilung C beziehen sich auf das 3. Buch und zeigen, wie Willehalm unter die Ritter aufgenommen wird; er hat bereits die Glocken als Zeichen der Würde umhängen.

Abteilung D[]

Auch die Darstellungen der Abteilung D beziehen sich auf das 3. Buch und zeigen, wie Willehalm seine geliebte Wilhelm vor einer politischen Zwangsheirat mit dem König Avenis von Spanien rettet.

Die Spruchzettel enthalten die Verse: „dochter. du. bist. mineclich. und. zart. ich. gebe. dir. eine. junglig. der. da. ist. von. koniglicher. art. gelucke. kure. ich. vor. allen. dingen. mocht. uns. uf. diese. fart. wol. gelingen.“

Hiermit schließen die Darstellungen auf dem Teppich, welcher durch seinen ursprünglichen Saum abgeschlossen ist. Da das Epos noch viele Irrfahrten und Schicksale von Wilhelm erzählt, bis König Reynher ihn endlich zum Schwiegersohn nahm und Wilhelm nach dessen Tod König von England wurde, so ist wohl anzunehmen, dass ein zweiter Teppich von ähnlicher Länge die Fortsetzung bildete.

Quellen[]

Einzelnachweise[]