Als Wolle bezeichnet man die weichen Haare des Fells, vor allem der Schafe. Wolle wird der nachweislich seit dem 4. vorchristlichen Jahrtausend verwendet und besitzt bis heute in der Wirtschaft eine große Bedeutung. Im Mittelalter war Wolle vor allem in Mönchsgemeinschaften der bevorzugte Stoff für die einfachen Kutten.
Wollgewinnung[]
Über die Anfänge der Wollgewinnung und -verarbeitung in Europa weiß man nur wenig, da sich Wolle als organisches Material nicht lange im Boden hält. In Mittel- und Südeuropa scheint sich die Wollnutzung innerhalb eines relativ kurzen Zeitraumes im Übergang vom 4. zum 3. vorchristlichen Jahrtausend vollzogen zu haben.
Aus der europäischen Bronzezeit finden sich vor allem Funde von Schafen mit primitivem Vlies. In der Eisenzeit wurden dann offenbar bereits Schafe mit immer dichterem Vlies gezüchtet, auch treten ab dieser Zeit neben der Wildfärbung Schwarz, auch Weiß und Grau als Färbungen auf. Weiße Wolle findet sich aber bereits in der Bronzezeit. Es dominierte weiterhin die Mischwolle, bei der es allerdings auch größere Bestandteile der feineren Unterwolle gab.
Noch in der Römerzeit war diese Mischwolle mit ihrem hohen Anteil an feiner, weißer Wolle vorherrschend, die oft auch der Farbe und Weicheit wegen von Lämmern gewonnen wurde. In der Kaiserzeit wurden dann neue Wolltypen herausgezüchtet, insbesonder Feinwolle, wie sie bereits die Griechen im 5. Jh. v. Chr. kannten. Auch bei den Germanen in Mitteleuropa gab es unabhängig davon Bemühungen, die Wollqualität der Schafe züchterisch zu verbessern, wie Befunde der Siedlung Feddersen Wierde (Kr. Wesermünde) belegen.
Wollstoffe[]
Von den aus Wolle gefertigten Stoffen war in Mitteleuropa der Loden mit der Wichtigste. In Skandinavien war der Fries der gewöhnlichste Wollstoff. Dabei unterschied man den "Kleiderfries" zum Nähen von Kleidern, den "Handelsfries" zur Ausfuhr oder aber auch für Kleidung der niederen Stände und den "Figurenfries" mit eingewebten Figuren. Zu den ältesten Kleiderstoffen im Norden Europas zählt das Lodenzeug. Der Filz (flōki, þōfi) gilt als einer der einfachsten Arten von Wollstoff.
Außer einheimischen Wollstoffen gebrauchte man auch einige fremde, mehr oder minder gemusterte Wollstoffe, für z.B. feinere Röcke, Mäntel oder Staatskleider. Von diesen war der Scharlach (skarlat, skallat) recht verbreitet. Das Gottesgewebe (gudvefr) war ein scharlachfarbiger, gemusterter und goldgewirkter Wollstoff, möglicherweise eine Art Brokat. Er war seltener und besonders kostbar war, obwohl er oft erwähnt wird.
Sehr kostbar war auch das Pfellel (pell, vgl. mittellateinisch. pallium und pallidum), das ursprünglich ein schneeweißer, aber später auch verschiedenfarbiger und gemusterter Wollsamt war, eine Art Nachahmung des bischöflichen Palliums, das auch goldgewirkt sein konnte. Ein feiner und dünner Wollstoff war auch der in den späteren Zeiten eingeführte Saey (saei, saeydūker).
Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 2. Von Johannes Hoops, 1918—1919. S. 60 ff.