Ynglingar ist in der norwegisch-isländischen Überlieferung die Hauptlinie der schwedischen Sagenkönige. Das Beowulf-Epos kennt dafür den Namen Scilfingas; eine Ableitung von ae. scylf(e), anord. skiǫglf - 'Bank, Hochsitz'.
Beschreibung[]
Von der sprachlichen Herleitung der Scilfingas im Beowulf-Epos kommt außerdem ein schwed. n.l. Skiǫlf in Betracht, dass lautlich Schilbunc im Nibelungenlied entspricht. Auch in altnordischen Quellen erscheinen die Skilfingar, werden jedoch von den Ynglingar unterschieden und ohne begleitende Sage.
Ynglingar (vgl. Inguaeones, Ingwine) ist dabei der jüngere Name. Er kam der schwedischen Dynastie nach dem Einzug des Yngvi-Freyr-Kultes zwischen dem 6. und 9. Jhd zu. Man erhob den Gott zum Ahnherrn der Familie, Jahrhunderte bevor man der dänischen Königstafel Odin zur Spitze gab. Siehe auch Stammbaum Ynglingatal, Nr. 22: Yngvar (Ivar der Beinlose, König von Irland).
Literarische Quellen[]
Die literarischen Hauptstellen sind neben dem Heimskringla mit der Ynglingasaga die Snorra Edda (S. 146) und das Hyndluliodh (v. 11, 16) [1]:
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Obwohl die schwedischen Episoden des Beowulfepos auf gautische Darstellung zurückweisen, darf man annehmen, dass die Schweden damals, nach 500, auch schon die Kunst der Heldendichtung kannten und den dänischen Skiöldungensagen einen eigenen Sagenkreis entgegenstellten. Es ist ungewiss, wieweit dieser allgemein skandinavischer Besitz wurde. In der späten nordischen Tradition hat diese Schwedensage jedenfalls kaum literarische Denkmale hinterlassen. Das schwedische Schrifttum selbst kennt kein Heldenalter, und kein Eddalied hat einen Yngling zum Helden.
Ynglingatal[]
Die älteste und wichtigste Quelle ist das skaldische Stammbaumgedicht "Ynglingatal", das nach Snorri Sturluson von dem norwegischen Skalden þióðolfr ór Hivni um 870 verfaßt wäre: ein Datum, das mit guten Gründen angefochten wird. Das Ynglingatal zählte, den verlorenen Eingang mitgerechnet, 29 Generationen auf, jede bekam 1-2 Strophen; also nur Skizzen, erweiterte Grabinschriften, keine epische Erzählung.
Ynglingatal (spätes 9. Jhd.) | Beowulf (8.-10. Jhd.) | Historia Norwegiæ (Ende 12. Jhd.) | Ynglinga saga (um 1225) | Anmerkung | |
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01. | Odin | Ingui | |||
02. | Njörðr | Neorth | Njörðr | ||
03. | Freyr | Froyr | Yngvifreyr | (Yngvi-Freyr, nach ihm wurde das Herrschergeschlecht benannt) | |
04. | Fjölnir | Fiolnir | Fjölnir | ||
05. | Svegder (Sveigðir) | Swegthir | Svegðir | ||
06. | Vanland (Vanlandi) | Wanlanda | Vanlandi | ||
07. | Visbur (Vísburr) | Wisbur | Vísburr | ||
08. | Domalde (Dómaldi) | Domald | Dómaldi | ||
09. | Domar (Dómarr) | Domar | Dómarr | ||
10. | Dygve (Dyggvi) | Dyggui | Dyggvi | ||
11. | Dag (der Weise) (Dagr Spaka) | Dagr | Dagr Spaka | ||
12. | Agne Skjafarbonde (Agni) | Alricr | Agni | ||
13. | Erik und Alrik (Alrekr and Eiríkr) | Hogni | Alrekr and Eiríkr | (zwei Brüder) | |
14. | Yngve und Alf (Yngvi and Álfr) | Ingialdr | Yngvi and Álfr | (zwei Brüder) | |
15. | Jorund (Jörundr oder Eorund) und Erik | Jorundr | Jörundr and Eiríkr | ||
16. | Ane (oder Aun) | Auchun | Aun hinn gamli | ||
17. | Egil (oder Angantyr) | Ongenþeow | Eigil Vendilcraca | Egill Tunnudólgr | |
18. | Ottar Vendelkråka (anord. Óttarr) | Ohthere and Onela | Ottarus | Óttarr Vendilkráka | |
19. | Adils (der Mächtige), Athislus (Aðils) | Eadgils and Eanmund | Adils/Athisl | Aðils | |
20. | Eystein (oder Østen) | Eustein | Eysteinn | ||
21. | Yngvar (Yngvarr, Ivar der Beinlose, König von Irland) | Ynguar | Yngvarr | ||
22. | Anund (manchmal Önund bzw. Önundr oder als Doppelname Brót-Anund) | Broutonundr | Brautönundr | ||
23. | Ingjald Illråde (Ingjaldr) | Ingialdr | Ingjaldr hinn illráði | Letzter Yngling auf dem Upsalathron | |
24. | Olaf Trätelgja bzw. Olof Trätälja | Olavus tretelgia | Óláfr trételgja | oder möglicherweise dessen Sohn - verließ den Thron in Alt-Uppsala und begab sich nach Norwegen | |
25. | Halvdan vitben (Hálfdan) | Halfdan hwitbein | Hálfdan hvítbeinn | Halvdan Weißbein | |
26. | Halvdan | Halfdan | Hálfdan hinn mildi | ||
27. | Gudröd (Guðröðr) | Guthrodr | Guðröðr veiðikonungr | ||
28. | Olof Geirstadaalf (Ólafr) | Halfdan Niger (Halvdan der Schwarze) | Ólafr | Hálfdan svarti (Haraldsson) | |
29. | Ragnvald hederhög (Rögnvaldr) | Haraldus | Røgnvald Eysteinsson (Rögnvaldr heiðum hæra) |
Ende der Dynastie[]
Der erwähnte Adils fällt nach dem Ynglingar-Stammbaum in die erste Hälfte des 6. Jhds., was zu der (geschichtlichen) Chronologie des Beowulfepos gut stimmt. Die markanteste Gestalt der Ynglingars ist jedoch Adils Ur-urenkel, Ingialdr illráðri (der Übelstifter). Er rottete seine schwedischen Mitkönige aus und endete, vom Feindesheer in die Enge getrieben, im freiwilligen Flammentod. Er ist der letzte Yngling auf dem Upsalathron.
Es ist denkbar, dass in seinem Vernichtungskampf gegen die Sonderkönige (darunter auch die von Vestra und eystra Gautland) die geschichtliche Unterwerfung Gautlands unter Svíþióð, Schweden im engerem Sinne, nachlebt. Sie wäre, wenn man wieder der Stammtafel folgt, nach 650 zu setzen. Diese späteren Könige waren den Engländern nicht mehr bekannt; Alkuins vorwurfsvolles "Quid Hinieldus cum Christo?" galt wohl dem älteren, hadebardischen Ingeld.
Quellen[]
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. IV, S. 574 f.
Einzelnachweise[]
- ↑ Die Edda (Simrock 1876) auf Wikisource: Ältere Edda: Hyndluliod
- ↑ Ynglingatal – Wikipedia
- ↑ Schwedische Sagenkönige – Wikipedia