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Die Zisterzienser (Orden von Citeaux) oder auch Bernhardiner sind ein Mönchsorden, der nach seinem Stammkloster Cistercium (Cîteaux) bei Dijon benannt ist. Er wurde im Jahre 1098 von dem Benediktinerabt Robert von Molesme zu strenger Askese gestiftet, aber erst seit 1112 durch Bernhard von Clairvaux in ganz Europa verbreitet.
Beschreibung[]
Der Ende des 11. Jhds. neugegründete Orden von Citeaux (daher Zisterzienser) war Träger vieler Anregungen und Fortschritte auf dem wirtschaftlich-technischen Gebiet des Acker- und Gartenbaus. Damit beeinflusste er maßgeblich das Siedlungswesen im Hochmittelalter und war als Kultivator des Bodens von entscheidendem Einfluss für die Landwirtschaft.
In der Geschichte der Baukunst stehen sie als die konsequentesten Verbreiter der in Frankreich, ihrem Heimatland, geborenen Gotik während des 12. und 13. Jhd. da. So übte der Orden mit seinem Prinzip möglichster Einfachheit auf die Entwicklung der Architektur einen Einfluss aus. So durfte z.B. das Geläut nur von einer Glocke ausgehen, weshalb man gewöhnlich auf ihren Kirchen lediglich einen Dachreiter, ein kleines Türmchen, auf der Vierung des Kreuzes anbrachte.
Gold, Silber und Seide waren nur für gewisse Gegenstände gestattet, Skulpturen und Malerei zu üben den Brüdern verboten; schlichte Ärmlichkeit der Klöster galt ihnen als Lob. Die Statute der Zisterzienser gebieten strengste Enthaltsamkeit, Vermeidung der Kirchenpracht, Unterwerfung unter den Bischof der Diözese, Entfernung von allen Geschäften außerhalb des Klosters und weiße Kleidung.
Bernhardiner[]
Die Bernhardiner und Bernhardinerinnen gehören zum Zisterzienser-Orden, führen aber ihren Namen zu Ehren des heiligen Bernhard von Clairvaux. Die Mönche wie die Nonnen tragen einen weißen Rock mit einem schwarzen Obermantel. [1] Dem entgegen sind die „Bernhardiner von der Observanz“ eine Abteilung des Franziskaner-Ordens, gestiftet von Bernhardin von Siena (1380-1440). [2]
Organisation[]
Die Leitung der Zisterzienser Klöster bildete einen Mittelweg zwischen dem republikanischen Wesen der ursprünglichen Benediktiner und der strengen Konzentration der Cluniazenser. Citeaux blieb der Mittelpunkt, sein Abt war Generalabt und hielt die Generalkapitel des Ordens ab. Neben ihm standen die Äbte der 4 Stammklöster La Ferté, Pontigny, Clairvaux und Morimond, als Beaufsichtiger seines Wirkens und Häupter ihrer Tochterklöster.
Den Generalkapiteln stand ein aus 25 Äbten bestehendes Definitorium vor, die von obigen 5 Äbten gewählt wurden. Jedes Kloster hatte aber auch seinen eigenen Abt, und jedes Mutterkloster führte die Aufsicht über alle von ihm ausgegangenen Klöster. In der inneren Verwaltung und der Wahl des Abtes waren die einzelnen Klöster selbständig, unterlagen aber jährlich einer Visitation. Wie die Cluniazenser sind auch die Zisterzienser von der bischöflichen Gewalt eximiert und stehen direkt unter dem päpstlichen Stuhl.
Ordenstracht[]
Im Gegensatz zur schwarzen Tracht der ursprünglichen Benediktiner ist die Ordenstracht der Zisterzienser für das Kloster weiß mit schwarzem Skapulier. Alberich von Cîteaux († 1109) schrieb den Mönchen für das Kloster die weiße, für die Welt die schwarze Kutte vor (daher auch die Bezeichnung 'Schwarze' oder 'Weiße Brüder'). Später trugen die Möche auf der Straße grau (daher „Graue Brüder“). Berühmt war auch der, angeblich von der Heiligen Jungfrau selbst geschenkte, heilige schwarze Gürtel zur weißen Tracht.
Entwicklung[]
Die Gründung und Entwickelung des Zisterzienser-Ordens bildet ein weiteres Glied in der Kette der Erscheinungen, welche im 10. und 11. Jhd. das kirchliche Leben des Mittelalters mitgestalteten. Der ältere Benediktinerorden hatte sich an der Befestigung der christlichen Lehre und Sittlichkeit beteiligt, war jedoch stets im engen Zusammenhang mit den weltlichen Gewalten und Bedürfnissen geblieben.
Staatlich wurde bei den königlichen Klöstern aus dem Vorsteher des Klosters ein Reichsfürst, und mehr die Weltlichkeit der Klosterstiftungen zum Vorschein kam, desto mehr erlahmte der kirchliche Charakter, in Frankreich mehr als in Deutschland. Diesem Charakter wieder zu seinem Recht zu verhelfen und die Wurzel der Weltlichkeit auszuziehen, entstanden im 10. und 11. Jhd. die reformierten Orden der Cluniazenser, Grammontaner, Karthäuser und Zisterzienser, deren einflussreichste die Cluniazenser und Zisterzienser sind.
Hochmittelalter[]
Während jedoch die älteren Cluniazenser neben ihrer strengen Kirchlichkeit doch auch mit der weltlichen Gesellschaft in Berührung kamen, ihre Stiftungen in oder bei den Städten anlegten, den Betrieb der Wissenschaften und Künste erneuerten, ergaben sich die Zisterzienser einem ausgesucht strengen Asketentum und stellten eine hoch gesteigerte Idee von Mönchsheiligkeit auf. Für ihre Stiftungen wählten sie mit Vorliebe öde Orte, stellten sich in schroffen, feindlichen Gegensatz zur Scholastik, zur Kunst und zur freieren Forschung.
11. Jahrhundert[]
Robert von Molesme († 1108/1111) aus der Champagne war ein eifriger Cluniazensermönch. Nach mehreren vergeblichen Bemühungen, einige aus der klösterlichen Zucht gefallene Benediktinerklöster im Sinne einer strengen Askese zu reformieren, und nachdem ihm die Ordnung der Einsiedler im Wald von Molesmes ebenfalls misslungen war, stiftete er in einer Einöde bei Citeaux unfern Dijon 1098 mit Unterstützung des Grafen Odo das Kloster Citeaux unter der strengsten Observanz der Regel des heil. Benedikt.
- 1098 - Robert von Molesme stiftet den Orden der Zisterzienser
- 1099-1108 - Alberich, Abt von Cîteaux. Dieser verschafft dem Kloster die päpstliche Gunst und verfasst die Instituta monachorum Cisterciensium, worin er die neue Stiftung als einzig wahres Benediktinertum hinstellt.
12. Jahrhundert[]
Zwar wurde Robert von Molesme durch päpstlichen Befehl gezwungen, nach Molesmes zurückzukehren, wo er im Jahre 1108 starb; aber seinen Nachfolgern in Citeaux, Alberich und dem Engländer Stephan Harding, gelang es, die Zustimmung von Papst Paschalis II. (1099–1118) zu einem neuen Ordensstatut zu erhalten.
- 1100 - Papst Pascal II. bestätigt den Orden. [3]
- 1108/1111 - Robert von Molesme stirbt.
- 1108 bis 1133 - Stephan Harding, Abt von Cîteaux
- 1112/1113 – Der 15-jährige Graf Bernhard von Châtillon (bekannt als Bernhard von Clairvaux) tritt zusammen mit 30 Gefährten dem Kloster bei.
Der Eintritt des Bernhard von Clairvaux (daher auch Bernhardiner) brachte dem Orden höchstes Ansehen. Da er zusammen mit gleich 30 Gefährten beitrat, wurde die Zahl der Mönche so groß, dass man sich genötigt sah, neue Klöster zu gründen. So entstanden in waldigen Einöden La Ferté (Firmitas), Pontigny (Pontis nidus), Clairveaux (Clara vallis) und Morimond (Mors mundi). Von diesen fünf Klöstern leiteten sich alle weitere ab. Das Kloster Clairveaux kam unter Leitung die Bernhards, und durch ihn verbreitet sich der Orden in ganz Europa.
- 1115 – Gründung des Klosters Morimond, dessen erster Abt Arnold ein Bruder des Erzbischofs Friedrich I. von Köln war.
- 1119 - Entstehung des Ordenszweiges von Cisteaux (Zisterzienser). Abt Stephan Harding erläßt die Charta charitatis ('Charte der christlichen Liebe') in 8 Artikeln als neue Regel für die vergrößerte Mönchsgemeinschaft, welche durchweg im Gegensatz zur Regel des Klosters Cluny steht. Diese Statuten werden von Papst Calixt II. bestätigt
- 1120 - Klöster für Zisterzienserinnen entstehen.
- 1123 - Friedrich I. von Köln beauftragt Arnold I. von Morimond mit der Gründung von Kloster Altenkamp (Campen, Alt-Camp) bei Geldern. Dieses war ein Tochterkloster von Morimond und die erste Ordensniederlassung der Zisterzienserinnen auf deutschem Boden. Von hier aus breitete sich in wenigen Jahrzehnten ein ganzes Netz von Tochter- und Enkelklöstern.
Außer Altenkamp sind Altenberge, St. Georgberg (Georgenthal) in Thüringen, Lutzell im Elsass, Ebrach in Franken weitere morimondische Töchterklöster; ihre Zahl wuchs später auf 117; nur zwölf deutsche Zisterzienser Klöster stammen von Clairveaux.

Ruine der Zisterzienserabtei Arnsburg (1174, Hessen)
- 1129 - Gründung des Klosters Walkenried, welches mit seinem kleinen Hoheitsgebiet in Niedersachsen mit zu den bedeutendsten Einrichten der Zisterzienser gehörte. Es war die einzige geistliche Anstalt auf dem Boden dieses Bundeslandes, die es im Verlauf des Mittelalters zur Reichsstandschaft gebracht hatte. [4]
- 1133 - Gründung Kloster Waldsassen
- 1137 - Gründung Kloster Pforta
- 1143 - Die Zisterzienser finden Aufnahme in Portugal, wo sich die meisten Ritterorden ihrer Gerichtsbarkeit unterwerfen.
- 1149 - Päpstliche Bestätigung und Eximierung der Charta charitatis.
- 1151 - Die Zahl der Zisterzienserklöster erreicht die 500, welche unter dem Generalabt von Cisteaux stehen. Es wird gesetzlich bestimmt, dass im Umfange von 10 Meilen einer alten Abtei keine neue errichtet darf und jede neue mindestens 60 Mitglieder zählen muss.
- 1174 - Gründung Kloster Arnsburg (Hessen)
Diese Art der Kolonisation und eine bedingte Abhängigkeit der Töchter- vom Mutterkloster wurde System. Sobald die Zahl der Mönche es erforderte oder gestattete, ernannte der Abt, wenn möglich, dreizehn Brüder, unter ihnen das erwählte Oberhaupt des zukünftigen Klosters, welche dann ihr bisheriges Kloster verließen, um an neuer Stelle die Gründung eines Tochterklosters zu übernehmen.
Als sich Mitte des 12. Jhds. in der Architektur der neue gotische Stil entwickelte, nahmen diesen die Baumeister des Ordens mit Vorliebe an, da in den Klöstern besonders infolge der Gastfreiheit des Ordens geräumige Kirchen und anderweitige große Räume notwendig waren. Im Gegensatz zum romanischen Stil mit seiner Anhäufung von oft schwer verständlichem Bildwerk, Verschwendung von edlen Metallen und kostbaren Stoffen, wirkte die Gotik ernster und keuscher.
So bauten die Zisterzienser besonders in Deutschland gewölbte Kirchen, wodurch sie die bisher nur selten angewandte Wölbung populär machten und lehrten, diese mit Hilfe des Spitzbogens und anstrebender Pfeiler zu sichern. Statt Säulen zogen sie Pfeiler vor und verwarfen die Galerien über den Seitenschiffen. So erzeugte ihre Einfachheit der wesentlichen Formen eine Neigung zu sorgfältiger und anmutiger Ausbildung der Details.
13. Jahrhundert[]
- 1209-1229 – Die Zisterzienser beteiligen sich eifrig am Albigenserkreuzzug gegen die Katharer.
Spätmittelalter[]
- 1265 – Die Clementina soll Ordnung in die Regierungsverhältnisse des Ordens bringen.
- 1279 - Gründung Kloster Himmelkron
Mitte des 13. Jhds. gab es bereits ca. 1800 Zisterzienserklöster, die meisten davon wurden allerdings vor 1200 gestiftet. Großen Zuzug gewann der Orden in Spanien und Portugal. Auch wenn die Zisterzienser schon bebautes Land nicht verschmähten, so wendeten sie sich bei der Errichtung neuer Klöster doch fast durchweg der Urbarmachung von Wald- und Sumpfboden zu. All diese neuen, anspruchslosen Klöster wurden in verborgenen Einöden, gewöhnlich in waldreichen Tälern oder auf Inseln angelegt.
Sie fingen mit den rauesten Arbeiten an und mussten öfter verlegt werden. Der Name wurde frei und bedeutungsvoll gewählt, Clara vallis, Aqua bella, Portus S. Mariae, usw.
Die vernetzten Klöster hingen als einheitliche Organisation zusammen und bildeten eine starke wirtschaftliche Macht. Das Prinzip des Ordens, die Neugründungen in Einöden anzulegen, führte zu landwirtschaftlicher Tätigkeit in umfassendem Sinne. Sobald sich das Gebiet durch Rodungen und Schenkungen ausgedehnt hatte, legte man Meierhöfe (grangiae) an, auf welchen die Wirtschaft durch Mönche untergeordneten Ranges betrieben wurde.
So entstanden Laienbrüder, welche bei ursprünglichen den Benediktinern unbekannt waren, und welche jedoch bereits die Cluniazenser eingeführt hatten. Diese Laienbrüder hießen conversi, gegenüber den professi. Die conversi auf dem Hof standen unter Leitung eines professus. Die Lebensweise war streng: grobe Gemüse, hartes Brot, ein Strohsack; Fleisch, Eier, Fisch, Milch und Wein waren verpönt. Die regulative Strenge der Zisterzienser hielt allerdings nicht lange an, und gegen Ende des 13. Jhds. wurde allgemein über die Verweltlichung auch dieses Ordens geklagt.
14. Jahrhundert[]
- 1334 – Die Benediktina soll alte Strenge der Zisterzienser zurückbringen.
- 1390 – Der Zerfall des Ordens wird immer sichtbarer.
15. Jahrhundert[]
Reichtum und Laxheit wurden schon im 15. Jhd. so arg, dass auch hier viele Eiferer für die ursprüngliche Strenge auftraten, neue unabhängige Orden gründeten und dadurch das Ansehen immer mehr schwächten. Auch die Reformation schwächte den Orden außerordentlich und Zersplitterung in Kongregationen, unter denen die der Feuillanten hervorragte, führte besonders in Frankreich zu Streitigkeiten zwischen den reformierten und nicht- reformierten Zisterziensern.
Renaissance[]
16. Jahrhundert[]
- 1630 - Papst Urban VIII. stiftet die verbesserten Zisterzienser des St. Bernhard in Italien.
- 1634 - Reformation der Satzungen und Tracht der Zisterzienser des St. Bernhard.
- 1664 - Papst Alexander VII. reformiert die Zisterzienser allgemein und bewirkt ein neues Aufblühen des Ordens.
- 1667 - Erneute Reformation der Zisterzienser.
Die „verbesserten“ Zisterziense zeichneten sich vor den anderen durch das Tragen großer weißer Hüte auf der Straße aus; sie waren mit dem Vorrecht versehen, die vom Papst zu weihenden Agnus Dei in die Formen zu gießen. Letztendlich aber brachte die Revolution mit ihrer Säkularisation nahezu den völligen Untergang des Ordens.
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Quellen[]
- Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 1029-1030.
- Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau, 1854. Bd. I, S. 503.
- Hoops, Johannes: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. I, S. 428 ff. (Siedlungswesen, § 108.)
- Meyers Großes Konversations-Lexikon (Zeno.Org). Leipzig 1906, Bd. 4, S. 162.
- Pierer's Universal-Lexikon (Zeno.Org), Band 4. Altenburg 1858, S. 160-161.
- Winter, Franz: Die Zisterzienser des nordöstlichen Deutschlands (Internet Archive). Gotha : F.A. Perthes, 1868. Bd. I. (Einleitung).
Einzelnachweise[]
- ↑ Damen Conversations Lexikon (Zeno.Org). Leipzig, 1834. Band 2, S. 24.
- ↑ Götzinger, Reallexicon. aaO. S. 67.
- ↑ Vollständiges Heiligen-Lexikon (Zeno.Org). Augsburg, 1858. Bd. I, S. 429-433.
- ↑ Dieter Brosius, Niedersachsen – Geschichte im Überblick (Land Niedersachsen). Hrsg. Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung Hannover. Unveränderter Nachdruck der 6., erweiterten Auflage, Hannover 1993. S. 15