Mittelalter Wiki
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Crystal keditbookmarks Dieser Artikel wurde am 17. Oktober 2012 als Spotlight vorgestellt.

Die Zwerge sind albische Fabelwesen, die der gemeingermanischen Zeit angehören. Das Wort findet sich in allen germanischen Sprachen (althochdeutsch. twerg, ugs. dweorh, altnordisch. dvergr) und die Auffassung von ihrem Wesen stimmt bei den verschiedenen Stämmen überein.

Beschreibung[]

Zwerge sind der Zweig der Alben, der in den Bergen wohnt. Sie sind im Besitz des Metallreichtums und zeichneten sich infolgedessen durch ihre Kunstfertigkeit in der Schmiedekunst aus. Daher sind Zwergsagen vor allem in Gebirgsgegenden heimisch. Ihrer Gestalt nach sind sie klein, verunstaltet, oft häßlich, ihrem Charakter nach schlau, verschlagen und diebisch. An sie knüpft sich mit besonderer Vorliebe das Märchen, und in diesem leben sie bis zur Gegenwart fort. Seiner Ableitung nach gehört das Wort "Zwerg" wahrscheinlich zur Wurzel *dhrugh (schädigen, betrügen), zu der auch das altnordische. draugr („die lebenden Toten“) gehört [1].

Mitteleuropa[]

In Mitteleuropa treten, abgesehen vom Ruodlieb, die Zwergsagen erst in der mittelhochdeutschen Zeit in den Bereich der Dichtung, in den sog. Volks-Epen. Aber das Lehnswesen und die ritterliche Dichtung wirkten mit auf die Zwergsagen ein und schrieben den Zwergen vielfach rein menschliches Tun und Treiben zu. So organisierten sie auch ihr Zusammenleben nach Art des mittelalterlichen Lehnstaates und stellten sich unter Könige.

Gleichwohl blickt noch fast überall ihre albische Natur durch: ihre Verschlagenheit, ihre List, Stärke, Kenntnis der geheimen Kräfte in der Natur, der Schätze in der Erde, der Zukunft und verborgener Dinge, ihre Fertigkeit in der Schmiedekunst, ihr Trachten nach schönen Frauen und Mädchen. Eigen ist den Zwergen in Mitteleuropa die Tarnkappe, das Bergungskleid, das sie unsichtbar macht und ihnen zuweilen auch außergewöhnliche Kraft verleiht. Diese Züge wurzeln im älteren Volksglauben. [2]

Nordeuropa[]

Zwerge der Völuspa von Frølich

Zwerge in der Völuspa (Frølich 1895).

Die gleichen Charakterzüge berichten auch die nordischen Dichtungen von den dvergar; nur die Tarnkappe, den nordischen hulidhshjalm, kennt sie nicht als ihr besonderes Eigentum. Dagegen haben die Zwerge zuweilen die Verwandlungsgabe. So z.B. Andvari, der sich in Hechtgestalt in einem Wasserfall aufhält. Zwerge wohnen in Steinen und lassen sich oft vor diesen blicken. Hier sind sie im Besitz großer Schätze.

Alle trefflichen Gegenstände sind ihr Machwerk: Odins Speer Gungnir, Thors Hammer, Freys Eber, das Schiff Skidbladnir, der Ring Draupnir, das goldene Haar der Sif (Snorra-Edda 1, 340 ff.), das Brisingamen der Freyja (FaS. I, 391), der nie fehlende Bogen Anbogsveigis (Fas. 11, 327), das treffliche Schwert Tyrfing (FaS. II, 414) und andere Schwerter. [3]

Ist die Gabe von den Menschen mit Gewalt erzwungen, so legen die Zwerge auf sie einen Fluch. Ihren Aufenthalt in den Bergen bezeugt auch das Wort dvergamāl für Echo. Zahlreich sind die Namen, unter denen sie begegnen. Aus ihnen spricht auch ihre albisch-chthonische Natur (Nāinn = „der Tote“, Dāinn = „Tod“), der diebische Zug (Alþjōfr, Haleþjōfr); Mondphasen und Himmelsrichtungen werden mit ihnen in Verbindung gebracht.

Nach der Völuspa (9) wurden sie vor den Menschen aus dem Blut des Riesen Brimir und den Knochen des Riesen Bláinn geschaffen. In der Snorra-Edda entstanden sie aus den Maden, die sich nach der Tötung des Urriesen Ymir in dessen Fleische zeigten (Snorra-Edda. I 62) und sind mit den Schwarzalben (svartálfar) gleichgesetzt. Nach Snorri erhielten auch die vier Himmelsrichtungen ihre Namen nach den Zwergen Austri, Vestri, Nordri, Sudri, die hier unter den Ecken des Himmelsgewölbes sitzen.

Quellen[]

Einzelnachweise[]

  1. Etymologisk Ordbog over det norske og det danske Sprog. 2 Bände. Falk-Torp. Kristiania, 1901-06. — Deutsche Bearbeitung von Hermann Davidsen. Heidelberg 1907-09. S. 122
  2. Der Zwerg in der deutschen Heldendichtung des Mittelalters. Von A. Lütjens. Breslau 1911.
  3. Fornaldar sögur norðurlanda, hg. von Guðni Jónsson und Bjarni Vilhjálmsson, Reykjavík 1943, Bd 1–3.
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